Das Schweizer Hotel Kabic Beach Club in Kabic-Cayes

kabic

Datum: 24. Oktober 2009
Uhrzeit: 20:53 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

kabicSeit zwanzig Jahren pflege ich nach Jacmel zu rattern, um mich am feinen Sandstrand zu freuen und zu erholen. Schon ganz am Anfang zeigte ich das geheime Paradies einem Schweizer Freund, der in Zürich arbeitete und gern hierher in die Ferien kam. Aus der Cyvadier Beach stammt wohl die leider letzte Foto-Erinnerung an ihn, Ich hatte Beat eindringlich gewarnt, Alleinausflüge zu unterlassen, so wie ich es seit jeher eingehalten hatte – nicht nur in Haiti.

Doch er ließ sich nicht anbinden und verschwand spurlos. Man entdeckte seinen verlassenen Mietwagen auf einer Bergstraße, unaufgeräumt, Papiere und Geld noch an Bord. Eine hohe Belohnung wurde für nützliche Hinweise ausgeschrieben, aber nie abgeholt. Mein Freund blieb verschwunden.

Der Cyvadier Beach Club wurde bald von einem anderen Schweizer entdeckt, ein paar Jahre jünger als ich, und gekauft. Hans wurde mein bester Freund, und als angefressener Esoteriker hatte er auch genug zu diskutieren mit mir. Er hatte ein gutes Herz; die Reineinnahmen aus seinem Hotelbetrieb ließ er in eine Stiftung fließen, die hunderten von speziell ausgesuchten armen Kindern den unentgeltlichen Schulbesuch, nebst einer einfachen, täglichen Ernährung ermöglichte. Bei meinen Swissfot-Lesern sammelte ich auch für seine Stiftung und konnte mehrere Überweisungen machen, über die ich seinerzeit an dieser Stelle abrechnete.

Hans hatte Angst davor, eines Tages ermordet zu werden. Er hatte mir auch erzählt, wie billig es in Haiti sei, einen Auftragsmörder zu dingen. Ich lachte ihn aus deswegen, zu Unrecht. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Radio-Meldung ein, er hätte Suizid begangen. Er, der das Leben so sehr geliebt hatte, dass er zum Frühstück stets eine Knoblauchzehe verzehrte und spaßte, die würde das Leben je um ein weiteres Jahr verlängern. Er hatte hier seine haitianische Familie, von ihr wurde ich über die Todesursache an geschummelt und auch nicht zur Abdankungs- und ähnlichen Feiern eingeladen wie versprochen. So seien mir meine Zweifel an der offiziellen Version gestattet, und in der Folge hielt ich mich fern.

Ein paar hundert Meter weiter liegt das kleine Fischerdörfchen Cayes-Jacmel, „Häuser von Jacmel“. Eigentlich sind mir die einfachen Schilf- und Palmblattdächer lieber als die klimatisierten Hotelzimmer mit den teuren Teppichen und Bettüberwürfen, und zu diesem Stil passt auch mein späteres Stammlokal, das kleine, heimelige Hotel L’Amitié mit nur drei oder vier Zimmerchen, mit Ausgang direkt auf einen schneeweißen, mehlweichen Sandstrand hinaus. Darin lässt sich kilometerweit querab wandern ins karibische Meer hinaus, das nur ganz allmählich tiefer wird, oder im „Up- und Downwind“ der Küste entlang, bis man nicht mehr mag.

So war auch ich seinerzeit ostwärts gewandert, gelegentlich von Schwimmstrecken unterbrochen, bis ich – ich traute meinen Augen nicht – an der Küste ein weißes Kreuz im roten Feld flattern sah, wie früher einmal in der Schweiz. Da stach mich natürlich der Gwunder, und tatsächlich, ich hatte wieder einen neuen Freund und Landsmann entdeckt, den Rolf aus Trimbach bei Olten. Der spricht nicht nur französisch, englisch und mehr, sondern vor allem währschaftes Schweizerdeutsch, neben dem Schuldirektor des Collège Suisse in Jacmel-Ville der einzige Vertreter dieser seltenen Sprache an der Südküste.

Sein „Hotel Kabic Beach Club“, Kabic-Cayes heisst das Örtchen, ist ein Stück Schweizer Perfektion und lässt keine Wünsche offen. Besonders die Präsidenten-Suiten sind unbeschreiblich, aber auch die „normalen“ Zimmer müssen schrittweise entdeckt werden. Die Aussicht von jedem Zimmer aus hinunter auf die jungfräuliche Küste und aufs Karibische Meer lässt nichts zu wünschen übrig, und was man da erwandern oder erschwimmen kann, ist unermesslich. Mit dem Motorboot erreicht man Pedernales auf der dominikanischen Seite, und zu Fuß oder mit einem marschtüchtigen Vier-mal-Vier schafft man es sogar zum haitianischen Nationalpark La Visite und dem Morne La Selle hinauf. Dieser ist mit 2674 m der höchste Berg Haitis und der viert höchste der Karibik.

Dass hier, gleich neben dem Ziel spärlicher Bergsteiger und Touristen, dem prachtvollen Nationalpark, auch „Baie d’Orange“ liegt, wo erst letztes Jahr an die dreißig Kinder verhungerten, ist leider eine traurige Wahrheit und zeigt, wie nah in diesem Land Hölle und Paradies nebeneinander lauern. Persönlich habe ich hier zwei gute Freunde auf unerklärliche Weise verloren, aber am selben Ort auf ebenso unerklärliche Weise jedesmal wieder einen neuen Freund gefunden. Sie alle kamen aus demselben kleinen Land jenseits des großen Teichs und sprachen dieselbe Muttersprache wie ich. Hirngespinste, Konstrukt, Geister, Teufel, Wunder, unerklärliche Zufälle, oder was denn ?

Doch einmal mehr, muss man denn alles hinterfragen? Mir gefällt es, jedenfalls, genügt das denn nicht?

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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