Brasilien: Anhaltende Freisetzung von männlichen Mücken reduziert Dengue-Infektionen

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"Aedes aegypti" bei ihrer Blutmahlzeit (Fotos: cdc.gov)
Datum: 08. Juli 2015
Uhrzeit: 16:07 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
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Am Denguefieber erkranken jährlich rund 390 Millionen Menschen. 500.000 Personen erleiden einen schweren Krankheitsverlauf, 22.000 Personen sterben an einer Infektion mit dem Dengue-Virus. Denguefieber ist in tropischen und subtropischen Gebieten endemisch, wobei 75 Prozent der globalen Fälle von Dengue auf die Region Asien/Pazifik entfallen. Zu den Hauptverbreitungsgebieten gehören Lateinamerika, Zentralafrika, Indien, Südostasien, Teile des Pazifiks (u. a. Neukaledonien und Hawaii und der Süden der USA. Die wichtigsten Überträger (Vektoren) der Denguefieberviren sind die Weibchen der Gelbfiebermücke (Stegomyia aegypti, früher Aedes aegypti, auch Ägyptische Tigermücke oder Denguemücke genannt) und der sich auch in Europa ausbreitenden Asiatischen Tigermücke (Stegomyia albopicta, früher Aedes albopictus). Bereit vor rund einem Jahr ist im brasilianischen Bahia die erste „Mückenfabrik“ eingeweiht worden. In einem Labor werden wöchentlich bis zu 500.000 transgene Mücken produziert, um mit ihnen die Verbreitung des Dengue-Fiebers einzudämmen. Betreiber ist die britische Firma Oxitec in Partnerschaft mit dem brasilianischen Unternehmen Moscamed.

In Brasilien zirkulieren seit dem Jahr 1981 landesweit die Serotypen 1-3, die ersten autochthonen Fälle von DENV-4 Infektion traten 2011 in den Bundesstaaten São Paulo, Parana und Rio Grande do Sul auf. Aktuelle Schätzungen gehen von landesweit insgesamt 16 Millionen Infektionen jährlich aus. Damit ist die Dengue-Belastung der Bevölkerung mindestens so hoch wie die der anderen großen Infektionskrankheiten, einschließlich Malaria. Seroepidemiologische Umfragen in Recife (Bundesstaat Pernambuco) ergaben, dass sich die große Mehrheit der Einwohner (80 Prozent) mindestens einmal in ihrem Leben mit dem Virus infiziert, ein deutlicher Anstieg innerhalb der letzten 20 Jahre.

brut-epidemie

Bereits 2002 wurde in Großbritannien die gentechnisch veränderte Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) entwickelt. Den „Mutanten“ wurde ein Gen eingesetzt, das ein bestimmtes Protein produziert. Dieses verhindert, dass das Insekt das Erwachsenenstadium erreicht. Einmal ausgesetzt, pflanzen sich die transgenen Mücken mit den Weibchen in der Natur fort. Ihre Larven sterben allerdings. Da bisher alle herkömmlichen Vektorsteuerungsprogramme versagten, war die Entwicklung neuer Kontrollmethoden notwendig. Die Wissenschaftler hoffen so, die Zahl der Moskitos, die unter anderem das Dengue-Fieber übertragen, deutlich und nachhaltig zu verringern. Nachdem ein selbstbegrenzender Stamm von Aedes aegypti (OX513A) das Stadium der Feldauswertung erreicht hatte, wurde er im Jahr 2010 auf den Cayman-Inseln ausgesetzt. Die Paarung der transgenen aegypti Männchen mit ihren wildlebenden weiblichen Partnern führte dazu, dass die Mückenpopulation auf den Caymans um 80 Prozent zurückging.

Angespornt durch den Erfolg wurden in einem Vorort von Juazeiro (Stadt im Bundesstaat Bahia) Millionen von gentechnisch veränderten aegypti Männchen ausgesetzt. Das Ergebnis einer über einjährigen Studie bezeichnen die Wissenschaftler als identisch mit den Erfahrungen auf den Cayman-Inseln. Demnach würde das beobachtete Niveau der Unterdrückung wahrscheinlich ausreichen, um mögliche Dengue-Epidemien in Juazeiro und in anderen Gebieten mit ähnlichen oder niedrigeren Übertragungsraten zu verhindern.

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  1. 1
    Martin Bauer

    Tolle Sache! Geht das auch mit Kommunisten?

    • 1.1
      alexandro

      Leider „Nein“ die müssen immer noch enteiert werden

      • 1.1.1
        herbert merkelbach

        Bei Kommunisten ist das Schafott, das Schinden, der elektrische Stuhl (in meinen Augen zu human), das Erhängen, die Guillotine (auch viel zu human) oder das Ertränken, vorgesehen.

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