Mehr als 200.000 Menschen in Honduras leiden unter der Chagas-Krankheit

chagas

Datum: 22. April 2010
Uhrzeit: 11:47 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Mehr als 200.000 Honduraner leiden unter der Chagas-Krankheit. Die Gesundheitsbehörden warnen vor einer weiteren Ausbreitung der Krankheit, die bei Nichtbehandlung in bis zu 10 % der Fälle tödlich enden kann.

Die Chagas-Krankheit,  auch als Amerikanische, Südamerikanische Trypanosomiasis oder Morbus Chagas bezeichnet, ist eine infektiöse Erkrankung und Parasitose, die durch den Einzeller Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird. Sie ist nur in Mittel- und Südamerika verbreitet und wird durch (vorwiegend nachtaktive) Raubwanzen (Vinchuca-Wanze) übertragen. Die Raubwanzen infizieren sich auch gegenseitig durch Koprophagie und „Kannibalismus“. Ein Erregerreservoir (s. a. Zoonose) besteht u. a. bei Tieren der Wildnis (z. B. Gürteltieren, Opossums, Zweifinger-Faultieren), aber auch bei Hunden, Katzen und Ratten. Auch der infizierte Mensch ist ein wichtiges Parasitenreservoir. Insgesamt soll es mehr als 18 Millionen Infizierte geben, in Bolivien könnte etwa ein Viertel der Bevölkerung betroffen sein. Jährlich gibt es 50.000 Neuinfektionen und 15.000 Todesfälle. Durch Migranten wird die Krankheit auf anderen Kontinenten eingeschleppt und in seltenen Fällen dort durch Blutspenden verbreitet. In Spanien, wo über 200.000 Einwanderer aus Lateinamerika leben, gibt es geschätzt zirka 6.000 Infizierte. In den USA könnten mehrere 100.000 Einwanderer infiziert sein.

Die Raubwanze überfällt Schlafende, auch schlafende Säugetiere, Reptilien, Vögel, sticht und saugt meist unbemerkt Blut, mit Vorliebe in Regionen mit dünnerer Haut z. B. Lippen oder Auge. Währenddessen defäkiert das Insekt. Die Infektion erfolgt nicht durch den Stich, sondern durch Einreiben des erregerhaltigen Kotes in die frische Stichwunde durch den Menschen selbst oder durch Eindringen des Erregers in unverletzte Schleimhaut, besonders des Auges. Der Kot kann vermutlich jahrelang infektiös bleiben. Die diaplazentare Infektion des Fötus durch die Mutter ist möglich. Auch Muttermilch ist infektiös. In seltenen Fällen kann es zu einer Übertragung durch Nahrungsmittel kommen. 2005 und 2006 wurden aus Brasilien Infektionen durch verschmutzten Bacaba-Wein (aus Palmfrüchten, Oenacarpus distichus, Oenocarpus babaca) gemeldet, auch der Saft der Kohlpalme (Euterpe oleracea) steht im gleichen Verdacht.

In Honduras leben tausende Familien in erbärmlichen Wohnverhältnissen. Die gefährdetsten Schlafplätze liegen in offenen, einfachen Häusern z. B. mit Wänden und Dächern aus Stroh und ähnlichem Flechtwerk. Ideale Bedingungen für die Raubwanzen. Bisher gibt es keine Impfung gegen die Krankheit. Die honduranischen Gesundheitsbehörden fordern die Menschen auf, regelmässig einen Arzt aufzusuchen. Mit einem Antikörpertest oder Blutausstrich kann der Erreger in den ersten Wochen mikroskopisch im Blut nachgewiesen werden.

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