Krise in Brasilien trifft die Ärmsten: Bevölkerung kündigt Gesundheitspläne

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Hinter Bildung und Wohneigentum ist ein Gesundheits-Plan der drittgrößte Wunsch der Brasilianer (Foto: GoV)

Im südamerikanischen Land Brasilien gibt es ein kostenloses staatliches Krankenversicherungssystem (Grundversicherung) mit sehr niedrigem Standard. Das Gesundheitssystem ist weit davon entfernt, den Menschen eine vernünftige Versorgung bieten zu können und daher als einzige Versorgung nicht ausreichend. Hinter Bildung und Wohneigentum ist ein Gesundheits-Plan der drittgrößte Wunsch der Brasilianer und ein hoch geschätzter Vorteil von Mitarbeitern bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes. Die Krankenkassen liegen je nach Eintrittsalter bei etwa 120 Reais (1 US-Dollar = 3,88) pro Person (40 Jahre) pro Monat. Mit zunehmenden Alter verteuert sich der Einstieg und eine Person ab 60 Jahre zahlt abhängig vom jeweiligen Bundesstaat 400 Reais. Der gesetzliche Mindestlohn liegt im größten Land Lateinamerikas bei 788 Reais, die Lebenserwartung im Durchschnitt bei etwa 73 Jahren. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise, einhergehend mit einer Inflation von zehn Prozent und Massenentlassungen im Einzelhandel, kündigen immer mehr Menschen ihren zusätzlichen Versicherungsschutz. Ein aktueller Bericht des Instituts für erweiterte Gesundheitsstudien „Instituto de Estudos de Saúde Suplementar“ (Iess) belegt, dass im Monat September 164.400 Kunden ihre Zusatz-Versicherung gekündigt haben. Insgesamt gibt es in Brasilien 50,26 Millionen Menschen mit einem Gesundheitsplan, im dritten Quartal lag der Rückgang sogar bei 236.210.

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Trotz ambitionierter Regierungsprogramme leben in Brasilien nach wie vor 11,4 Millionen Menschen – rund 6% der Bevölkerung – am Rande des Existenzminimums und in bitterer Armut. Meldungen der Regierung, dass die Zahl der in Armut lebenden Menschen zurückgegangen ist, sind wie in vielen Ländern Lateinamerika (unter anderem in Venezuela, Bolivien, Peru) mit Vorsicht zu genießen. Bereits kurz nach Verleihung des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften gab Professor Angus Stewart Deaton, britisch-US-amerikanischer Ökonom, bekannt, dass Zahlen/Angaben über die Armut in Lateinamerika nicht glaubwürdig sind.

Deaton, der den Nobel-Preis 2015 für seine Analyse von Konsum, Armut und Wohlfahrt erhalten hat, betonte, dass die Region Lateinamerika ein sehr niedriges Niveau hinsichtlich der Verlässlichkeit von Zahlen über den Zustand der Armut ihrer Bewohner besitze. Seine Analyse begründet er damit, dass Meinungsforscher sehr oft die falschen Fragen stellen und die Befragten Angst haben, die Wahrheit zu sagen.

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