Auch ein Trauerspiel spielt seine Trümpfe

Schaeden

Datum: 30. April 2010
Uhrzeit: 05:35 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Ich sage doch immer, man müsse von allem die Vorteile suchen, statt immer nur meckern. EIN Vorteil des Erdbebens ist die Chance des Neubeginns. Man muss und kann jetzt alles ganz neu und viel besser machen, aus den alten Fehlern lernen. Wie hat doch ein Mädchen in der Zeitung geschrieben: „Das Wunderschöne ist, dass es jeden Tag besser wird“. Was können wir Alten doch an Weisheit lernen, von einem kleinen Mädchen!

Ein anderer Vorteil ist, dass sich Freunde wieder finden. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele habe, die wie Schneckenkönige nach der Trockenzeit wieder hervorkriechen, über meine e-Mail-Adresse wieder auftauchen (Diogenesse und Globetrotter ). Und Freunde sind der wahre Reichtum, nicht materielle Güter, soziale oder gar materielle Errungenschaften.

Ein Vorteil ist, dass ich reicher wurde. Ja, Sie haben richtig gehört: reicher an Freunden, die sich vervielfachen, reicher an Erlebnissen und Erfahrungen, reicher an Erkenntnissen, und vor allem lernte ich, noch viel mehr als ich es schon wusste, dass es viel bessere Reichtümer gibt als die materiellen. Besser weil man die immateriellen, etwa die Erlebniswelt, nicht so leicht verlieren kann wie die materiellen, in wenigen Sekunden. Doch das würde zu lang, deshalb morgen mehr darüber, bei den „Geld- und Bettelsäcken“.

In Lasst die Trümmer blühen versuchte ich zu zeigen, wie die musischen Kräfte freigesetzt werden, um aus tristen Trümmern wieder etwas hervorzuholen, was lebt und blüht. So wie die Künste aus dem Chaos schöpfen und nach einer neuen Orientierung lechzen, so suchen die Seelen nach einer neuen Bestimmung, stellen sich erneut die Sinnfrage, immer wieder. Menschen mit einer religiösen Grundstimmung werden sich besonders viele Fragen neu stellen, und neue Antworten finden.

Landesplanung, Volkswirtschaft und Politik werden von Grund auf neu überdacht und später gestaltet, und all die großen Mängel der Vergangenheit liegen blank und dürfen nicht mehr geschehen. Nach einiger Zeit, während der ein lebensfähiges und lebenswertes Umfeld geschaffen wird, werden die gut ausgebildeten, materiell leistungsfähigen Auslandhaitianer aus der Diaspora zurückkommen und die Potenz der Führungsschicht wieder stärken, die Investitionen wieder beflügeln. Auch die Verteilung der unermesslichen Hilfsgelder wird sich verbessern und zunehmend Wirkung zeigen.

Die tektonischen Urkräfte haben vielleicht nicht nur Gebäude und Leben zerstört, sondern auch gewaltige Bodenschätze aufgezeigt oder sogar freigelegt: Erdöl, Gold und Uran. Wenn diesbezügliche Meldungen in den Weltmedien keine Zeitungsenten oder Märchen sind, dann steht dem ärmsten Land der Westhalbkugel eine prosperierende Zukunft bevor, und in einigen Jahren könnte das Land wieder zu dem werden, was es einmal war: zur Schatzkammer der Karibik. Märchen ignorieren die Zeit. Was einmal war, wird immer sein. Naturgesetze werden aufgehoben und Wunder sind möglich. Märchen stärken das Vertrauen und lassen die Hörer und Leser mit Mut und Zuversicht in die Zukunft spähen. Und: In jedem Märchen steckt ein wahrer Kern!

Als es bebte, war ich bereits bei Melissa in den Bergen, zum Glück, denn Bruchstücke meines Bettes fand man 40 m tiefer und gleich weit weiter weg in der Küstenebene, ich wäre wohl mit explodiert…. Ich blieb, wie (bisher immer, z.B. Höhlenunfälle, Flugzeugabstürze usw.) unverletzt. Stellen Sie sich das vor!

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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