In vielen Ländern leben Menschen in abgelegenen, weit entfernten Gebieten, die etwa in Haiti nur in stundenlangem Ritt erreichbar sind, und natürlich verfügen nur wenige über Pferd oder Esel. Ein Schul-Obligatorium ist nicht durchsetzbar, und den meisten fehlt das Geld zur Bezahlung einer Schule oder eines Transportmittels dorthin. Allzu oft fehlt sogar eine Straße oder Piste, die mit Fahrzeugen bewältigt werden kann, wenigstens zu gewissen Zeiten.
Ganz ähnlich ist es bei den Kindern in den Städten, selbst in der Prinzenstadt, vielleicht sogar bei Nachbarn großer Schulen. Denn fast alle Schulen, auch die gespendeten von Staaten und NGOs, müssen sich durch einen Obolus schadlos halten, Gratis-Schulen gibt es kaum. Doch selbst das kleinste Scherflein wird zu einem Vermögen, wenn Vater und Mutter keine Stelle haben und nichts verdienen. Und die gibt es, millionenweise. Also gibt es auch Millionen von Kindern, die nicht zur Schule gehen dürfen, weil sie das Geld nicht haben dazu, für die Schule, die Bücher, die Transporte.
Zudem „lohnt“ es sich weder für den Staat noch für NGO-Hilfsorganisationen, an solchen Orten Schulen zu bauen und zu unterhalten; die mir bekannten Anstalten liegen zwar manchmal auch weit weg von der nächsten Siedlung, aber umfassen immerhin meist mindestens 300 Schüler, sodass die Anstellung einiger ausgebildeter Lehrer Sinn macht. Diese arbeiten dann in 2-3 Schülerschichten. Auch die Probleme mit dem Abwart und Mittagsverpflegung – meist nur eine Suppe und zugleich die einzige warme Mahlzeit des Tages – wollen geregelt sein.
Mit mehr oder weniger Unterstützung durch Staat oder NGOs kommen dann etwa kleine Schulen zusammen, wobei den Knirpsen immer noch mehrstündige Fußmärsche zugemutet werden, bei Regen sogar unmöglich, und oft sogar barfuß. Bei vielen fehlt eben das Geld selbst für die Schuhe. Keine ausgebildeten Lehrer kommen in diese Schulen, und die Lehrkräfte arbeiten gratis. Das ist nach meinem Dafürhalten immer noch besser als die Lösung, die ich in Afrika angetroffen hatte, wo Soldaten als Lehrer in solche Schulen abkommandiert wurden. Die zwangsweise Zentralisierung und Umsiedlung, ebenso in Afrika angetroffen, ist wohl die schlechteste Lösung und führt zur beschleunigten Verwilderung und Verwüstung des Landes, zur Zerstörung von Bauernland und zu weiterem Hunger.
Sogar Tiere haben ähnliche Probleme. Intelligentere Biester bündeln ihre Jungen zuweilen zu Scharen, die als Spielgruppen betrachtet werden können, oder die Jungtiere finden sich selbst so zusammen. Solche Jungscharen werden als „Schulen“ bezeichnet. Bekannt sind Schulen vor allem bei Walen und Delfinen, aber auch bei Mantelpavianen, Gämsen und sogar Murmeltieren beobachtete ich ähnliche Phänomene.
Schließlich bleiben nur Lösungen wie bei Walen und Delfinen, Lösungen mittels Selbsthilfe. Tümmler brauchen für ihre Tanzkurse genug Wasser, „wilde“ Lehrer genug Schatten, den eines Mapou oder Mangobaums. Als Lehrperson wirkt ein begabter Erwachsener oder eine gewitzte Schülerin, ohne Lehrplan und Ähnliches. Zum Beispiel Französisch oder Englisch durch jemand, der, hoffentlich, etwas Französisch oder Englisch kann. Es bleiben noch, auch hoffentlich, noch Lesen und Schreiben.
Eine neugebildete Organisation von jungen Himmelsstürmern, zum Glück gibt es noch solche, hat mich um Hilfe gebeten. Mit dem Namen ANAED für „Aide NAtionale pour les Enfants Démunis“ und dem abgebildeten Signet versuchen die jungen Leute zur Bildung wilder Schulen im ganzen Land aufzumuntern, so wie geschildert, zu beraten und zu helfen. Sie haben auch keine Mittel, aber sie können doch manchem Mut machen, etwas zu tun. Selbst ohne Geld. Mindestens so lange bis es für alle eine erreichbare Schule gibt, bis das Schulwesen überall und für alle existiert. Ich meinerseits sammle nicht mehr für das Fass ohne Boden. Aber ich sammle Rückmeldungen und Ratschläge, und ich bitte darum!
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