Am gestrigen Montag, 3.Mai 2010, sendete das Schweizer Fernsehen einen meisterhaften Film über das Leben in Port au Prince heute, knapp fünf Monate nach der Jahrhundertkatastrophe. Ich finde den zweistündigen Film so eindrücklich, dass Sie ihn keinesfalls verpassen sollten. Hier ein Link, mit dem Sie ihn noch bis zum 11.Mai ansehen können, und Infos über weitere Ausstrahlungen. Ich selber werde vom 8.Mai an nach Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, unterwegs sein und von dort wahrscheinlich am 11. in Haiti eintreffen.
Ich zitiere die Beschreibung im Originalpressetext:
„Nach dem starken Erdbeben vom 12. Januar ist in Haiti nichts mehr, wie es einmal war. Leben in der Hauptstadt Port au Prince heißt Kämpfen ums Überleben und zwar in jeder Beziehung. In großen, notdürftig errichteten Camps drängen sich über 25’000 Menschen zusammen, viele von ihnen sind verletzt, praktisch alle stehen noch immer unter Schock. Verzweifelte Eltern versuchen ihre Kinder an ausländische Helfer auf der Straße abzugeben, in der Hoffnung, dass diese ihnen ein besseres Leben ermöglichen können. Dutzende kommen mit ihren Kindern täglich zum Waisenhaus und bitten um Hilfe. Das Waisenhaus jedoch wurde zerstört. Die Kinder leben auf der Straße.
Kriminelle laufen frei rum
Inmitten des Chaos versuchen die Polizeikräfte die Kontrolle über die Stadt zu behalten. Sie versuchen, Plünderer und Diebe festzunehmen und in ein improvisiertes Gefängnis zu stecken. Das Gefängnispersonal allerdings muss seine Sitzungen im Freien abhalten, denn auch das Gefängnis wurde zerstört, die Insassen, Mörder und Kidnapper, laufen frei herum.
Flucht aus der Stadt
Viele Bewohner der Stadt sehen keine andere Möglichkeit mehr, als Port au Prince zu verlassen. Jede Mitfahrgelegenheit wird wahrgenommen. Ein richtiger Exodus hat eingesetzt. Hunderte von Menschen drängen sich in Busse und versuchen in die umliegenden Dörfer zu gelangen, wo sie noch Verwandte haben oder sie flüchten über die Grenze in die Dominikanische Republik.
Trotz allem haben die Menschen in Haiti ihre Hoffnung nicht verloren. Viele finden Trost in der Religion und treffen sich, um gemeinsam zu beten und zu singen. Und Wunder sind immer noch möglich: 15 Tage nach dem Beben hat ein französisches Rettungsteam ein 16jähriges Mädchen lebend aus den Trümmern geborgen. Eine französische Filmcrew hat einen Monat lang in Haiti gedreht und ihre Eindrücke mit der Kamera eingefangen.“
Nach dem Ende des Pressetexts will ich wieder eigenes Erleben anfügen, das ich noch nirgends erwähnt oder publiziert habe, geschehen am 8. und 9. Tag nach dem Beben. Als wir in den Trümmern nach der Botschaft und einer Bank suchten, begegneten wir zwei langen Kolonnen von Reisebussen, die offensichtlich auf Reisende warteten. Ich befragte dazu Einheimische und erfuhr, dass die Regierung solche Reisegelegenheiten unentgeltlich zur Verfügung stelle, damit Fluchtwillige damit zu beliebigen Landzielen geführt werden könnten. Die vielen Busse blieben aber alle leer, bis auf den vordersten, in dem vereinzelte Reisende warteten.
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