Lateinamerika: Hintergründe zum Gefängnis-Massaker in Brasilien

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Die Revolte in der Haftanstalt "Penitentiary Anísio Jobim" (Compaj) hatte am Sonntagnachmittag (1.) 56 Tote gefordert (Foto: Divulgação/Seap)
Datum: 07. Januar 2017
Uhrzeit: 15:59 Uhr
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Seit Jahresbeginn sind in Nordbrasilien mindestens 89 Häftlinge getötet worden. Bei den Auseinandersetzungen handelte es sich um keine Gefängnismeuterei, Kämpfe rivalisierender Banden sind für die Massaker verantwortlich. Auslöser war das Blutbad im Gefängniskomplex „Penitenciario Anísio Jobim“ in Manaus. In der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas waren zu Beginn des Jahres 56 Insassen der Haftanstalt getötet worden, 112 Gefangene nutzten den Tumult zur Flucht und befinden sich zum Teil immer noch auf freien Fuß.

Bei der brutalen Abrechnung zwischen den beiden großen kriminellen Organisationen kämpfen das „Rote Kommando“ (Comando Vermelho, CV), Rio de Janeiro und das „Erste Kommando der Hauptstadt“ (Primeiro Comando da Capital, PCC), São Paulo um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Die „Familie des Nordens“ (Família do Norte), Verbündeter der CV, agiert nur im Bundesstaat Amazonas und setzte sich beim Angriff auf Mitglieder des PCC in Szene. Das Ergebnis war grauenhaft: Zerstückelte und enthauptete Körper, den Toten wurden Augen, Herz und Eingeweide herausgerissen und über die Gefängnismauer geworfen. Die Antwort kam am Freitag (6.) aus der Haftanstalt Monte Cristo bei Boa Vista im nordbrasilianischen Bundesstaates Roraima. Mindestens 33 Häftlinge, hauptsächlich Mitglieder des CV, wurden bestialisch getötet. Die als „schneller Angriff“ bezeichnete Attacke von Angehörigen des PCC dauerte nicht einmal eine Stunde, die meisten Opfer wurden mit Messern getötet, enthauptet und regelrecht ausgeweidet.

Das brasilianische Gefängnissystem ist nicht praktikabel und wird von der organisierten Kriminalität beherrscht. Nach offiziellen Angaben gibt es im größten Land Lateinamerikas 622.022 Gefangene. Dies ist eine Steigerung zum Jahr 2000 von 167% . Brasilien hat damit hinter den USA, China und Russland die viertgrößte Gefängnisbevölkerung der Welt. Der Anteil beträgt 306 Gefangene pro 100.000 Einwohner, der Weltdurchschnitt liegt bei 144. Das Niveau in einigen Gefängnissen ist schockierend. Im Durchschnitt (bundesweit) stehen 1,67 Insassen ein Sitzplatz/Schlafplatz zur Verfügung. Die Mordrate innerhalb der Haftanstalten liegt bei 95,2 pro 100.000, die Selbstmordrate erreicht 32 pro 100.000.

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