Inmitten einer neuen Welle der Einwanderer/Auswanderer in verschiedenen Ländern Lateinamerikas kommt es in mehreren Staaten der Region zu einer Anti-Einwanderer-Stimmung. In Brasilien und Kolumbien herrscht Unmut über Zehntausende von Flüchtlingen aus Venezuela, auch in Chile ist eine wachsende „Anti-Inmigrante“ Stimmung zu spüren und nimmt Einfluss auf die Präsidentschaftswahlen im November 2017.
Die Reden der Präsidentschaftskandidaten erinnern an die Rhetorik, die Donald Trump in den Vereinigten Staaten und anderen nationalistischen Politikern in Europa Impulse gab. Diese Formel scheint auch in Chile Früchte zu tragen, begünstigt durch eine geschwächte Wirtschaft und einer Gesellschaft, die Einwanderern traditionell konservativ gegenübersteht. Der in den Umfragen führende Ex-Präsident Sebastián Piñera (2010 bis 2014) spricht von „vielen kriminellen Banden in Chile, die aus dem Ausland kommen“. Dabei verweist er auf Regionen, wo Einwanderer einen großen Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen.
Jüngste Umfragen zeigen, dass die Wahlkampfrhetorik auf fruchtbaren Boden trifft und Resonanz beim Wahlvolk hat. Nach Angaben des privaten Umfrageinstituts „Cadem“ gaben 75% der Befragten an, dass Chile eine strengere Einwanderungspolitik braucht und 71% sind der Meinung, dass die Zahl der Einwanderer im Land zu hoch ist. Trotz der jüngsten Zunahme der Einwanderung auf das Fünffache in den letzten 30 Jahren, betrug der Ausländeranteil im Jahr 2014 nur 2,3 Prozent der Bevölkerung.
Chile hat eine lange Geschichte der Einwanderung, die sich in den letzten Monaten allerdings rasant geändert hat. Die Zahl der Menschen aus Haiti und Venezuela, die im Jahr 2015 eingewandert sind, stieg um 144 und 192 Prozent zum Vergleich des Vorjahres.
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