Es gibt Länder und Situationen, in denen man auf längere Zeit unweigerlich stoisch und fatalistisch wird, also ein für unvermeidlich erkanntes Schicksal akzeptiert, ohne zu resignieren. Haiti ist ein solches Land, und die Trümmerwelt nach einem Erdbeben eine solche Situation.
Ich habe auch Menschen getroffen, die resignieren, die tagelang schreien und hadern, mit erhobenen Armen wehklagen und beten, sichtbar ihren Gott suchen und von ihm Hilfe erwarten. Ich weiß nicht, wie man diesen Menschen helfen kann. Aber es sind eher Ausnahmen, scheint mir. Die meisten Menschen machen eher den Eindruck, Kraft auszustrahlen, den festen Willen weiterzuleben, selbst solche mit amputierten Gliedern. Und solche Amputationen erfolgten heute täglich, als letzte Maßnahme, wenn das Leben des Patienten nicht anders zu retten ist. Tausende warten darauf in den Spitälern, in den Zelten, selbst auf der Straße.
Sie haben richtig gelesen: Ärzte amputierten ohne Schmerzmittel auf offener Straße. Denn für viele gab es nur diese eine schreckliche Wahl: amputieren oder sterben. Vor Ort fehlten die Medikamente, um ihre schwelenden Wunden zu behandeln. Und es gab nicht genug Medikamente, um die Verletzten vor diesen furchtbaren Operationen zu betäuben. So gingen die wenigen Ärzte auf offener Straße mit Sägen zu Werk. Die Schmerzen der Menschen waren unvorstellbar. Aber es war ihre Chance zu überleben. Die letzte Chance.
Ich muss sagen, dass mir die Übersicht fehlt. Wie selbst der Regierung und den ausländischen, unernannten Regenten – oder wie soll ich denn sagen. Die knattern mit ihren Helikoptern pausenlos durch die Luft und verknattern die Gelder der Welt, ich selbst habe nicht einmal ein Auto oder ein Pferd, NOCH nicht. Und sie haben die Übersicht so wenig wie ich, scheint mir. Aber das Volk, die Millionen, scheint mir, die LEBEN. Sie singen, handeln, zeigen ihre Freude und Lust am Leben, lachen und scherzen manchmal sogar. Sie sind optimistisch, denken an morgen, und glauben.
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