Die seit neun Tagen andauernde Suche nach dem argentinischen U-Boot ARA „San Juan“ im Südatlantik belegt die begrenzten Ressourcen und die mangelnde Ausbildung der argentinischen Streitkräfte seit dem Ende der Militärdiktatur in den frühen 1980er Jahren. Letze Informationen des Militärs bestätigten, dass es am Tag des Verschwindens des U-Bootes vor rund einer Woche eine Implosion an Bord gegeben hat.
Unter der Regierung von Néstor und Cristina Fernández de Kirchner stolperte die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas in den letzten Jahrzehnten von einer Krise zur nächsten. Die Finanzierung/Modernisierung der Streitkräfte hatte keine Priorität für Regierungen mit begrenztem Kapital und ein Vorfall wie das Verschwinden der ARA „San Juan“ war ein von Militär-Analysten erwartetes Problem.
„Menschenrechtsverletzungen, die von der Diktatur begangen wurden, haben die Verbindung zwischen der Gesellschaft und den Streitkräften durchbrochen“, so Andrei Serbin Pont, Forschungsdirektor der Thinktank „CRIES“ in Buenos Aires. „Die meisten Argentinier kümmern sich nicht besonders um die Streitkräfte, daher sind die Politiker nicht besonders daran interessiert, irgendeine Art von Militär- oder Verteidigungspolitik aufrechtzuerhalten“.
Seit der Niederlage im Falklandkrieg 1982 und dem Sturz der Diktatur im folgenden Jahr sanken die Militärausgaben von 2,16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf ein Tief von 0,87 Prozent im Jahr 2011 (Angaben der Weltbank). Obwohl sie im letzten Jahr unter der Regierung vom Mauricio Macri auf 0,96 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen sind, bleiben die Ausgaben weit hinter denen von Brasilien und Chile zurück, die 1,3 bzw. 1,9 Prozent ihres BIP für ihr Militär ausgegeben.
Es ist noch zu früh, um die Ursache für das Verschwinden der ARA „San Juan“ zu ermitteln aber die U-Boot-Flotte in Argentinien gehört zu den militärischen Streitkräften, die am meisten vom Ressourcenmangel betroffen sind. Bis 2014 verbrachte die Flotte insgesamt nur 19 Unterwasser-Stunden im Vergleich zu den 190 Tagen, die erforderlich wären, um den „Betriebs- und Schulungsbedarf zu decken/aufrechtzuerhalten“, heißt es in einem Bericht von „Jane’s Sentinel“ vom Mai 2016.
Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2015 hat Macri die Finanzierungssituation jedoch nicht wesentlich verbessert. Der Haushalt für 2018 sieht eine Aufstockung der Mittel für das Verteidigungsministerium um 14 Prozent vor, unter der erwarteten Inflation von 15,7 Prozent. Im März erklärte der argentinische Verteidigungsminister Julio Martinez gegenüber „Reuters“, dass Argentinien kein Geld habe, um Flugzeuge zu kaufen oder eine alternde Flotte zu ersetzen.
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