Haiti-Schwarze sind wie ausgetrocknete Schwämme. Besonders die, die nicht Englisch und nicht Französisch, sondern nur ihr Kreolisch sprechen, also die Unverbildeten. Aber auch die anderen, alle. Sie saugen alles auf, was für sie „modern“ scheint, selbst Gifte, Eigenarten und Krankheiten. Besonders attraktiv sind für sie die Halbgötter, die Weißen. Die sie zu Unrecht nachahmen und verehren, beim Theater Gesichter oder sogar Körper weiß anmalen. Das war schon immer so. Schon zu Kolumbus‘ Zeiten wie auch heute wussten sie nie, welche Trojaner voller Teufelsgeschenke die ihnen gebracht hatten.
Die Geschenke der weißen Angebeteten waren zum Beispiel Tuberkulose, Aids, Sexismus, DVDs mit Brutalos, Handys und Computerspiele, ohne die sie früher glücklicher waren. Jetzt wurden sie davon süchtig. Die Kinder der Schwarzen sind zu neuen Sklaven geworden. Sklaven ihrer Hardware. Sie können sich nicht mehr lösen davon. Und erst die Software, die ist noch schlimmer als Drogen. Nicht etwa Comics, Lernprogramme und Kulturfilme, nein, gewaltstrotzende Massenproduktionen mit Verstümmelten und Toten, wie wenn es draußen davon nicht genug gegeben hätte.
Deshalb habe ich auch von einem trojanischen Einhorn getitelt, statt von einem Pferd. Es scheint mir im Medienzeitalter modern, von fiktiven Wesen zu fabulieren, und Einhorn-Geschichten könnten ja sogar noch kindgerecht sein, und es ginge ohne Tote und Pistolen. Aber da täusche ich mich wohl, so wie viele Erwachsene zum Thema „Kindgerechtheit“. Jetzt geht der Strom aus, und der Film verstummt. Gewaltsame Hilfe in der Not !
Die exzessive Nutzung der elektronischen Medien ist eine Folge der außerordentlichen Faszination, die die traurige Wirklichkeit vergessen lässt. Alle Sinne, Gefühle, Sehnsüchte und Willensimpulse sind in Beschlag genommen, Trümmer, Hunger und Durst werden vergessen, das irrwitzige Geflimmer und infernalische Gewimmer ist eine moderne Droge, effektiver als die alten, macht schwerstsüchtig, sogar kleine Kinder erliegen einem Rausch.
Auch die vier Kinder von Melissa kleben hinter den Dingern. Dadurch sind sie jetzt nicht nur abhängig von dieser Art Erzeugnisse, sondern auch vom Strom, so wie ich selbst. Nachdem wir schon gestern und heute den ganzen Tag keinen Strom hatten und Mystal abends einen Generator anriss, sind die Kids gierig auf Elektrizität und kommen augenblicklich angerannt, wenn der Motorenlärm losgeht. Besonders heute, wo leider ihre Mutter fehlt: wir lieferten sie mit Typhus ins Bourdon-Spital ein – Sie sehen, es ist einfach nicht möglich positive Geschichten zu schreiben in diesem Land, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt.
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