Brasiliens künftiger Präsident Jair Messias Bolsonaro plant den Umzug der brasilianischen Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem. Bolsonaro, der sein Amt am 1. Januar 2019 antreten wird, bezeichnete Israel als einen „souveränen Staat und wir sollten dies respektieren“. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu gratulierte ihm zur Entscheidung und nannte sie einen „historischen, richtigen und aufregenden Schritt“. Die Liga der Arabischen Staaten hat das designierte Staatsoberhaupt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas davor gewarnt, dass die Übertragung der brasilianischen Botschaft nach Jerusalem die Beziehungen zu den arabischen Ländern beeinträchtigen könnte. Die Internationale Organisation arabischer Staaten wurde am 22. März 1945 in Kairo gegründet, wo sie auch ihren Sitz hat. Sie besteht aus 22 Mitgliedern – 21 Nationalstaaten in Afrika und Asien sowie dem international nicht vollständig anerkannten Staat Palästina, der durch die PLO vertreten wird.
Der von Generalsekretär Ahmed Aboul Gheit unterzeichnete Brief an Bolsonaro wurde dem brasilianischen Außenministerium übergeben. Botschafter aus arabischen Ländern werden sich in Brasília treffen, um über Bolsonaros Plan zu diskutieren. „Ein solcher Schritt würde nicht nur die palästinensischen Interessen beeinträchtigen, sondern auch die Chancen auf einen umfassenderen Frieden drastisch reduzieren“, so Aboul Gheit. Er bat Bolsonaro, „den arabischen Standpunkt als einen Weg zu betrachten, um dauerhafte Freundschaft zu wahren“.
Die Arabische Liga ist ein wertvoller Markt für brasilianische Exporte. Brasilien wies bei Transaktionen mit den 22 Ländern des Arabischen Blocks einen Überschuss von 7,1 Milliarden US-Dollar auf, während mit Israel ein Defizit von 419 Millionen US-Dollar erzielt wurde. Brasilien ist einer der weltweit größten Exporteure von Halāl-Fleisch. Ähnlich wie beim koscheren Fleisch im Judentum dürfen im Islam nur Tiere gegessen werden, die für den Konsum zulässig sind, regelgerecht geschlachtet wurden und nicht bereits verendet waren. Der Handel mit diesen Produkten kann eingeschränkt werden, wenn Bolsonaro die Araber mit der tatsächlichen Übertragung der Botschaft irritiert und folglich die Ausfuhren brasilianischer Rindfleisch- und Geflügelproduzenten auf die wichtigsten Märkte des Nahen Ostens untergräbt.
Leider kein Kommentar vorhanden!