110 Tote bei Schlammlawine in Brasilien: – Update

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Die Schlammlawine hat Großteile der Stadt Brumadinho, 60 Kilometer von Belo Horizonte (Hauptstadt von Minas Gerais), entfernt, überflutet (Foto: Cuerpo de Bomberos / Divulgación)
Datum: 29. Januar 2019
Uhrzeit: 10:04 Uhr
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Autor: Redaktion
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Am Freitag (25.) sind bei einem Dammbruch im Südosten Brasiliens über sechzig Menschen ums Leben gekommen – geschätzte 300 Personen werden noch vermisst. Der Damm in Brumadinho in der Nähe von Belo Horizonte gehörte zu einer Mine des brasilianischen Bergbauunternehmens Vale. Wie bereits beim Dammbruch in Mariana im Jahr 2015, der mit 19 Toten als die bis dahin größte Umweltkatastrophe Brasiliens gilt, wird auch die Region um den Paraopeba-Fluss voraussichtlich auf Jahrzehnte zerstört sein. Angesichts der Katastrophe fordert die internationale Natur- und Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) deutsche Unternehmen auf, Verantwortung zu übernehmen. Deutschland beziehe über fünfzig Prozent seines importierten Eisenerzes aus Brasilien und zähle zu den größten Abnehmern des Rohstoffs in Südamerikas größtem Land. In der im Oktober 2018 veröffentlichten Studie „Rohstoffboom zwischen Gewinnen und Verlusten – Deutschlands ökologischer Fußabdruck durch Stahl und Aluminium“ gehen die Umweltschützer auf die Folgen und Risiken des Abbaus von Eisenerz und Bauxit ein.

„Der Dammbruch zeigt, welch unfassbares Leid der Abbau von Rohstoffen verursachen kann. Und doch ist diese Katastrophe nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Ökologischer Fußabdruck beim WWF Deutschland. „Der alltägliche Wahnsinn zeigt sich gerade in Brasilien in Form von Entwaldung, Verlust an Biodiversität, Verschmutzung von Wasser, Böden und Luft. Schutzgebiete werden verkleinert oder gleich ganz aufgelöst. Auch hier zahlen am Ende die Menschen die Zeche. Auch deutsche Unternehmen tragen hierfür Verantwortung, wenn sie Rohstoffe aus solchen Bergwerken importieren.“ Der WWF fordert deutsche Unternehmen auf, die Risiken und Auswirkungen ihrer Geschäfte auf die Bergbau-und Metall-Wertschöpfungskette genau zu untersuchen, um die Einhaltung von verbindlichen Sozial- und Umweltstandards bei ihren Lieferanten sicherzustellen. Das betreffe insbesondere auch solche Produkte und Ressourcen, die aus Risikogebieten importiert werden.

In Anbetracht des Dammbruchs in Brumadinho gibt die brasilianische Botschaft in Berlin bekannt, dass detaillierte Informationen über die gegenwärtige Lage, die Rettungsarbeiten und die Opfer auf der Webseite von Vale do Rio Doce abgerufen werden können. Das Unternehmen stellt dort aktuelle Informationen über die laufenden Maßnahmen zur Verfügung. Unter den Nummern: 0800 285 7000 (“Alô Ferrovia – prioritário”) und 0800 821 5000 (“Ouvidoria da Vale”) kann die von Vale do Rio Doce eingerichtete Telefon-Hotline für die Betreuung und Unterstützung der Bevölkerung erreicht werden. Die Hilfsmaßnahmen werden vom Komitee für Humanitäre Hilfe übernommen, welches aus einem Team von Sozialarbeitern und Psychologen besteht, die die Betroffenen und ihre Angehörigen betreuen.

Update

In Brasilien hat die Polizei in São Paulo zwei Ingenieure des Münchner Unternehmens TÜV Süd verhaftet (André Yassuda, Makoto Namba). Der TÜV Süd hatte im vergangenen Jahr die Dämme an der Mine geprüft. Ebenfalls wurden drei Mitarbeiter der Betreiberfirma Vale festgenommen (Cesar Augusto Paulino Grandchamp, Ricardo de Oliveira, Rodrigo Artur Gomes de Melo). Nach Angaben der Justiz weisen Untersuchungen „auf mutmaßlichen Betrug in technischen Dokumenten hin“. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf 84 angestiegen, 276 Menschen werden noch vermisst.

Update, 1. Februar

Die Zahl der Todesopfer ist auf 110 angestiegen. Weitere 238 Personen werden vermisst und 108 Menschen sind obdachlos.

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