Brasilien gehört zu den Ländern, in denen die Lepra noch ein Problem darstellt. Viele Erkrankte verzichten aus Angst vor Stigmatisierung auf die Behandlung eines Arztes. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden im größten Land Lateinamerikas jährlich über 30.000 neue Fälle diagnostiziert, durchschnittlich 3.000 alleine im Bundesstaat Maranhão (Nordosten). Im fortgeschrittenen Stadium führt Lepra zu Fehlbildungen des Gesichts, der Hände und Beine, welche das Aussehen des Infizierten beeinträchtigen.
Die an die Bundesstaaten Piauí, Tocantins und Pará grenzende Region wird auch als das „Armenhaus“ Brasiliens bezeichnet. Aus den aktuellen Statistiken geht hervor, dass in 217 Verwaltungsbezirken Lepra auftritt. Die Regierung und die Verwaltung der Bundeshauptstadt São Luís haben eine neue Phase des Projekts „innovative Ansätze zur Intensivierung der Anstrengungen für ein leprafreies Brasilien“ eingeleitet. Ziel des Projekt ist es, die Lepra in Maranhão bis 2020 zu beseitigen.
Lepra war bis ins späte Mittelalter weit verbreitet. Im 16. Jahrhundert verschwand die ansteckende Infektionskrankheit fast vollständig aus Europa, noch bevor Antibiotika für die medizinische Behandlung erfunden waren. Die genetische Ausstattung des Bakteriums Mycobacterium leprae änderte sich im Laufe der Zeit nicht wesentlich, stattdessen wird nun vermutet, dass sich das Genom von Europäerinnen und Europäern angepasst hat.
Betroffen von dieser Krankheit in Brasilien sind besonders die Ärmsten, da die “Leprosy” eine typische “Armutskrankheit” ist. Bis in die späten 1970er Jahre verlangte ein Gesetz die obligatorische Inhaftierung von Menschen mit Lepra in einer Kolonie, oder in speziellen Krankenhäusern. Bereits vor ihrer Einweisung mussten die Patienten ihre Kinder in Erziehungsanstalten abliefern. Es war die größte elterliche Entfremdungsaktion, die jemals in Brasilien stattgefunden hat. Der brasilianische Staat hat vor wenigen Jahren den noch lebenden Opfern aus den „Leprakolonien“ (ungefähr 20.000 Menschen) eine Opferentschädigung von umgerechnet ca. 300 Euro gebilligt.
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