Dramatische Auswirkungen des Klimawandels auf Weltmeere und Eisgebiete

gletscher

Der Sonderbericht liefert Belege für dramatische Veränderungen in allen Weltmeeren (Foto: Latinapress)
Datum: 25. September 2019
Uhrzeit: 14:04 Uhr
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Autor: Redaktion
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Der neue Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zeigt, dass der Klimawandel schon heute erhebliche Folgen für Ozeane und Eisgebiete hat. Er ist ein Appell an die Weltgemeinschaft, effektivere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, bevor gravierende Klimafolgen oder gar „Kipp-Punkte“ eintreten, die den Klimawandel zusätzlich beschleunigen. Die Risiken für Mensch und Natur werden mit zunehmender Erwärmung deutlich ansteigen. Der in Monaco einstimmig von den IPCC-Mitgliedsstaaten angenommene Bericht wurde heute von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek in Berlin vorgestellt.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Der Weltklimarat belegt, dass die Folgen des Klimawandels bereits heute für Mensch und Natur nachweisbar und spürbar sind: Hochwasser und Sturmfluten nehmen zu, tropische Stürme werden zerstörerischer. Der neue IPCC-Bericht zeigt ebenso eindringlich, was passieren würde, wenn die Staatengemeinschaft das Pariser Klimaschutzabkommen nicht umsetzt. Es wäre eine Welt, die wir nicht mehr wiedererkennen würden. Der Meeresspiegel könnte meterhoch steigen, die Gletscher schmelzen und die Permafrostböden auftauen und große Mengen CO2 zusätzlich freisetzen. Einige Inselstaaten und Küstenregionen, die heute Heimat für einen großen Teil der Weltbevölkerung sind, würden von Überschwemmungen bedroht oder unbewohnbar werden. Die Weltgemeinschaft muss deutlich beim Klimaschutz nachlegen, sonst werden zukünftige Generationen extremen und zum Teil unumkehrbaren Klimafolgen ausgesetzt.“

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Der neue Sonderbericht des IPCC führt uns deutlich vor Augen, wie sehr unsere Meere und Eisgebiete durch den Klimawandel unter Druck geraten. Klar ist, dass wir nur mit technologischen und sozialen Innovationen unsere ambitionierten Klimaziele erreichen werden. Je stärker wir hier auf Erkenntnisse aus der Forschung setzen können, desto mehr bleiben unserer Gesellschaft und auch der Wirtschaft Handlungsspielräume erhalten. Das BMBF trägt daher nicht nur zum Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung wichtige Ansätze in der CO2-Einsparung bei. Es wird auch seine Forschung zur Veränderung der Meere und Eisgebiete weiter ausbauen. Die in der letzten Woche gestartete Arktis-Expedition der Polarstern zeigt, wie wir dies angehen: wissenschaftsbasiert in enger internationaler Zusammenarbeit.“

Der Sonderbericht liefert Belege für dramatische Veränderungen in allen Weltmeeren: Erwärmung und Versauerung nehmen zu, der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen geht zurück. Global zeigt sich ein erheblicher Rückgang der Eismassen: Gletscher und polare Eisschilde verlieren an Masse, Schneebedeckung und Permafrost gehen zurück. Bei weiterer Erwärmung würden bislang noch seltene Extremereignisse wie Sturmfluten und starke tropische Wirbelstürme intensiver und häufiger.

Laut IPCC steigt der Meeresspiegel seit Jahrzehnten immer schneller. Ohne effektiven Klimaschutz steigt der Meeresspiegel im globalen Mittel bis Ende dieses Jahrhunderts – im Vergleich zum Jahr 2000 – um 61-110 cm. Diese Werte sind größer als beim vorigen IPCC-Sachstandsbericht von 2013, weil neue Erkenntnisse auf einen größeren Beitrag von Schmelzwasser aus dem Antarktischen Eisschild hinweisen. Der Meeresspiegel wird noch über Jahrhunderte weiter ansteigen, bei einem Szenario ohne effektiven Klimaschutz möglicherweise um mehrere Meter.

Der Ozean und die Eisgebiete spielen eine Schlüsselrolle im globalen Klimasystem: Der Ozean puffert die Erwärmung der Atmosphäre ab, indem er etwa 30 Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen und etwa 90 Prozent der zusätzlichen Energie durch den Treibhauseffekt aufnimmt. Die Reflexion einfallender Sonnenstrahlung an Eis- und Schneeflächen mindert die globale Erwärmung. Globale Meeresströmungen transportieren wie riesige Umwälzpumpen Wärme und Süßwasser und beeinflussen so die regionalen Klimabedingungen.

Das Eintreten von sogenannten Kipp-Punkten, wie zum Beispiel Instabilitäten von Eisschilden der Antarktis, der Zusammenbruch der atlantischen Zirkulation (der Golfstrom ist Teil davon) oder massive Freisetzung von Treibhausgasen aus tauendem Permafrost, würde zu dramatischen und meist irreversiblen Folgen führen. Es besteht nach wie vor eine hohe Unsicherheit im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit und die Temperaturschwellen dieser Prozesse; es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass einzelne Kipp-Punkte bereits bei 1,5° – 2°C Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Niveau noch in diesem Jahrhundert erreicht werden könnten.

Durch die globale Erwärmung verschieben sich Klimazonen zu Land und in den Ozeanen weiter und nicht immer können Arten und Ökosysteme mitwandern. Der Klimawandel wird zunehmend auch die Fischerei beeinträchtigen, insbesondere in den Tropen. Wegen der schwindenden Gebirgsgletscher ist regional mit einem Mangel an Frischwasser zu rechnen. Die Folgen für Infrastruktur, Ernährungssicherheit, Küstenschutz und Tourismus werden vermutlich gravierend sein. Schon ab Mitte des Jahrhunderts könnten die mit ungebremsten Treibhausgas-Emissionen verbundenen Veränderungen der Meere und Eisgebiete die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen und Gesellschaften teilweise überschreiten.

Eine deutliche Verringerung dieser Risiken im Rahmen einer klimaresilienten und nachhaltigen Entwicklung ist nur möglich bei einer sofortigen und koordinierten Umsetzung von konsequenten Klimaschutzmaßnahmen, die in Verbindung mit Initiativen zur Anpassung an voraussichtlich nicht mehr zu vermeidende Folgen des Klimawandels stehen müssen.

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