Am 20. November wird in Brasilien der Tag des Schwarzen Bewusstseins gefeiert. Im größten Land Lateinamerikas lebt die größte Population von Menschen afrikanischer Abstammung außerhalb Afrikas. Seit 2003 wird am „Dia da Consciência Negra“ dem Kampf von Zumbi dos Palmares gedacht, der sich gegen die Sklaverei eingesetzt hatte (Abschaffung am 13. Mai 1888). Aus einem am Mittwoch (20.) vom Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte (MMFDH) veröffentlichten Bericht geht hervor, dass Beschwerden über religiöse Diskriminierung von Anhängern afrikanischer Religionen im Jahr 2018 um 5,5 Prozent zugenommen haben (Vergleichszeitraum 2017). Die Zahl der Klagen wegen Diskriminierung anderer Religionen ging im gleichen Zeitraum um 9,9 Prozent von 393 auf 354 zurück.
Die Zahl der Vorwürfe wegen religiöser Diskriminierung von Anhängern afrikanischer Religionen wie Umbanda und Candomblé stieg 2018 gegenüber 2017 von 144 auf 152 Fälle. Umbanda ist eine synkretistische oder mystisch-spirituelle Religion, in deren Zentrum das Verkörperungsgeschehen von Geistwesen sozialer Randgruppen sowie das Gespräch mit ihnen stehen. Candomblé hat tiefe Wurzeln und ihre Wiege in Westafrika. In den Grundzügen geht es im Candomblé darum, einen Austausch zwischen den Menschen, die ihn praktizieren, und den Göttern – Orisha, Nkisi oder Vodum genannt – herzustellen, abhängig davon, aus welcher Nation der Candomble kommt. Umbanda und Candomblé sind die Religionen der afrikanischen Matrix mit der größten Anzahl von Anhängern in Brasilien.
Für den Juristen und ehemaligen Justizminister von São Paulo, Hedio da Silva Junior, sind die Zahlen nicht überraschend und verschlechtern sich tendenziell. „Die sogenannten jüdisch-christlichen Traditionen werden durch den Diskurs der Bundesregierung besser geschützt und das Gegenteil ist bei Anhängern afrikanischer, indigener und atheistischer Religionen der Fall. Diese Gruppe ist häufiger religiöser Intoleranz ausgesetzt. Die Bundesverfassung schützt ausdrücklich die kulturellen Manifestationen und den Beitrag der verschiedenen ethnischen Gruppen, die die brasilianische Bevölkerung ausmachen“. Nach Angaben des Ministeriums war die im Jahr 2018 am häufigsten gemeldete Art von Verstößen mit 201 Fällen psychologische Gewalt. Psychologische Gewalt ist jede Haltung, die eine Person für ihre religiöse Praxis oder Identifikation diskriminiert, demütigt, in Verlegenheit bringt oder erniedrigt.
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