Missmanagement: Coronavirus-Katastrophe in Ecuador

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Im südamerikanische Land Ecuador verursacht der Ausbruch des Coronavirus einen Mangel an Holzsärgen in der Stadt Guayaquil (Foto: Archiv)
Datum: 11. April 2020
Uhrzeit: 16:35 Uhr
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Autor: Redaktion
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Ecuador ist zum lateinamerikanischen Zentrum der Corona-Pandemie geworden. Das Land an der Westküste Südamerikas mit der höchsten Zahl an Todesfällen durch Covid-19 im Verhältnis zu seiner Bevölkerung hat von Anfang an ein schlechtes Management bei der Bewältigung der Krise gezeigt. Aktuell bestätigen die Behörden 7.161 Infektionen und 297 Todesopfer. Am heftigsten betroffen ist die Hafenstadt Guayaquil, hier werden rund siebzig Prozent aller Fälle registriert. Der vermeintliche Patient-Null, der die SARS-CoV-2-Pandemie in Ecuador verbreitet hat, kam am 14. Februar mit einem Iberia-Flug aus Torrejón de Ardoz, einer Gemeinde in Madrid, in Guayaquil an. Das ecuadorianische Gesundheitssystem identifizierte seinen Fall am 26. Februar als positiv, als sein Gesundheitszustand kritisch wurde und er intubiert werden musste. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurde ein epidemiologischer Zaun um die Familie und Freunde des Patienten errichtet. Es schien ein kontrolliertes Vorgehen mit einer geringen Anzahl von Fällen zu sein. Aber es war ein Trugbild: Währenddessen kamen Hunderte von Menschen aus der ganzen Welt nach Guayaquil. Keiner der Reisenden wurde von den Gesundheits- und Sicherheitsbehörden kontrolliert. Die Direktion für Zivilluftfahrt konnte nicht feststellen, wie viele Personen seit dem 14. Februar nach Ecuador eingereist sind, sie verfügte nicht einmal über die Daten.

Die Reisenden verbreiteten das Virus, während die Behörden ihre eigenen Interessen verfolgten. Guayaquil ist eine Hafenstadt, die als Tor zu den Pazifikstränden und den Galapagosinseln gilt. „Santiago de Guayaquil“ ist der Motor der Privatwirtschaft und spiegelt die Komplexität und Ungleichheit Ecuadors wider. Im Herzen der Stadt befindet sich eines der größten informellen Einkaufszentren in Südamerika, in dem chinesische Produkte aller Art in Lagern verkauft werden die von Bürgern dieses Landes betrieben werden. Es war zweifellos das Zentrum der Ausbreitung der Epidemie. Am 13. März wurde das „Comité de Operaciones de Emergencia“ aktiviert und zehn Tage später (23. März), an dem Patient-Null starb verstanden die Behörden, dass ihr epidemiologischer Zaun eine Fantasie war. An diesem Tag waren 981 Fälle identifiziert worden, was natürlich eine Unterberichterstattung war die durch die Unfähigkeit verursacht wurde, Tests durchzuführen um Ergebnisse zu erhalten. Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems war vor allem durch die Unfähigkeit gekennzeichnet, das Coronavirus zu diagnostizieren, weil das Pflegesystem selbst vor der Pandemie überrascht wurde und schließlich durch die träge Untätigkeit der Behörden, die Verstorbenen zu bestatten.

Am 1. April hatte die Regierung von Präsident Lenin Moreno keine andere Wahl als die Unterberichterstattung zu akzeptieren, die in Bezug auf die Anzahl der Infektionen und Todesfälle bestand. Es geschah zu dem Zeitpunkt, als sich die Leichen bereits in verschiedenen Gebieten von Guayaquil zersetzten, einer tropischen Stadt, die tagsüber Temperaturen von 33 Grad Celsius ausgesetzt ist. Epidemiologen sahen sich veranlasst, realitätsnahe Zahlen zu ermitteln. Eine Studie stellte fest, dass die Zahl der Infizierten zu diesem Zeitpunkt 10.000 Menschen betrug und die Sterblichkeit bei etwa 14,4 Prozent liegen könnte – weit über den Zahlen aus Italien. Das war kein Problem für die Regierung, bis die internationale Presse Bilder der „vergessenen Leichen“ veröffentlichte. Das Ausmaß der Krise wird zusätzlich an der Anzahl des infizierten Gesundheitspersonal gemessen: 1.600 Ärzte, Krankenschwestern und Pflegepersonal.

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