Mitglieder der indigenen K’ana-Volksgemeinschaften in der Provinz Espinar haben hohe Werte von Metallen und toxischen Substanzen in ihrem Körper und der peruanische Staat versagt in seiner Verpflichtung, ihr Recht auf Gesundheit zu garantieren. Dies gab die nichtstaatliche und Non-Profit-Organisation „Amnesty International“ am Dienstag (18.) in ihrem neuen Bericht „Failed state of health: Gesundheitsnotstand bei den indigenen Völkern von Espinar, Peru“ bekannt. „Diese wissenschaftlichen und unabhängigen Beweise zeigen, dass die Gemeinden in Espinar mit einer Gesundheitskrise konfrontiert sind, die eine dringende und robuste Reaktion der Regierung erfordert. Die Behörden müssen handeln, um das Recht auf Gesundheit der Bevölkerung zu garantieren und zu verhindern, dass Espinar weiterhin ein weiteres Beispiel für das Versagen des peruanischen Gesundheitssystems ist“, so Erika Guevara-Rosas, Direktorin für Amerika bei „Amnesty International“.
Die Provinz Espinar ist eine von dreizehn Provinzen der Region Cusco in Südzentral-Peru und liegt im Andenhochland etwa 150 Kilometer ostsüdöstlich der Regionshauptstadt Cusco. Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit der Organisation „Derechos Humanos Sin Fronteras“ und dem Umweltgesundheitsexperten Fernando Serrano von der Saint Louis University (Missouri) zwischen 2018 und 2020 in elf indigenen Gemeinden durchgeführt. Diese befinden sich in einem Gebiet, das von dem Bergbauprojekt „Antapaccay Expansión Tintaya – Integración Coroccohuayco“ betroffen ist und dem anglo-schweizerischen transnationalen Unternehmen „Glencore PLC“ gehört.
In Zusammenarbeit mit Experten von beauftragten Laboren sammelte das Forschungsteam Blut- und Urinproben von 150 Freiwilligen aus den Gemeinden. Von diesen wiesen 78 Prozent (117 Personen) Werte von Metallen und toxischen Substanzen auf, die über den Referenzwerten lagen und ein Risiko für die Gesundheit darstellen. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Belege für die Gesundheitsschäden, die mit der Belastung durch Blei, Arsen, Kadmium, Quecksilber und Mangan einhergehen. Mit Ausnahme von Mangan, das in sehr geringen Mengen ein nützliches Element im menschlichen Körper ist, spielt keines der anderen genannten Metalle und toxischen Substanzen eine wesentliche Rolle für das Funktionieren des menschlichen Körpers. Im Gegenteil, Blei, Cadmium und Quecksilber sind schon in geringen Mengen im Körper giftig und Arsen, insbesondere anorganisches Arsen, ist hochgiftig.
Ergebnisse:
Von den untersuchten Personen hatten mehr als 58 Prozent erhöhte Arsenkonzentrationen im Körper, die zu Übelkeit und Erbrechen, einer Abnahme der Anzahl roter und weißer Blutkörperchen sowie zu abnormalem Herzschlag führen können. Mehr als 29 Prozent hatten erhöhte Werte von Mangan im Körper, das giftig sein und sich im Gehirn, in den Knochen, der Leber, den Nieren und der Bauchspeicheldrüse ablagern kann. Mehr als 12 Prozent hatten erhöhte Cadmiumwerte im Körper, die zu Nierenerkrankungen, Lungenschäden und brüchigen Knochen führen können. Mehr als 4 Prozent hatten einen erhöhten Bleigehalt im Körper, der fast jedes Organ und System im Körper beeinträchtigen kann. Zu den Auswirkungen von Blei gehören Blutarmut und Bluthochdruck, Nierenschäden, Schwäche in den Fingern, Hand- und Fußgelenken. Ebenfalls können hohe Bleikonzentrationen schwere Hirnschäden verursachen. Mehr als 3 Prozent der Untersuchten wiesen erhöhte Quecksilberwerte im Körper auf, die giftig für das Nervensystem, das Immunsystem zur Infektionsbekämpfung, das Verdauungssystem, die Haut und Lunge, die Nieren und die Augen sein können. Die Exposition gegenüber Quecksilber, selbst in kleinen Mengen, kann ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen.
Der Bericht von „Amnesty International“ dokumentiert weitere Belastungen, denen diese Gemeinschaften ausgesetzt sind wie z.B. Mangel an Trinkwasser, Umweltverschmutzung und fehlender Zugang zu einem angemessenen Lebensstandard. Die Exposition gegenüber Metallen und toxischen Substanzen hat größere Auswirkungen auf Menschen und Gemeinschaften, die sich in einem Zustand der Verwundbarkeit und Ausgrenzung befinden, die mit Bedrohungen für ihr körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden und mit Hindernissen bei der Ausübung ihrer Rechte konfrontiert sind, wie zum Beispiel die Menschen in Espinar. Die Exposition gegenüber diesen Substanzen und ihre kombinierte Wirkung sowie die Anhäufung im Laufe der Zeit erhöhen die Risiken. All diese Faktoren, zusammen mit der durch die COVID-19-Pandemie verursachten Krise, versetzen die Menschen in Espinar in eine Situation extremer Verwundbarkeit und Gefährdung.
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