Zwei Drittel der weltweiten Sojaexporte (69 Prozent) liegen in der Hand von nur 22 Sojahändlern. Keine dieser Firmen setzt sich entschieden für Natur und Menschenrechte in ihren Lieferketten ein. Das hat der WWF in einem ersten, global angelegten Soja-Check herausgefunden. Maja-Catrin Riecher, Sojaexpertin beim WWF-Deutschland kommentiert: „Es ist erschreckend: Obwohl allgemein bekannt ist, dass Sojaanbau für einen großen Teil der Zerstörung von Wäldern, Savannen und Feuchtgebieten verantwortlich ist, sind die meisten großen Sojahändler so gut wie untätig. Das zeigt: Das Prinzip der Freiwilligkeit ermöglicht ungezügelte Naturzerstörung.“ Neben mehr Engagement von Sojahändlern fordert der WWF ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten, das Wälder und andere Ökosysteme wie Savannen und Feuchtgebiete schützt und Verbindlichkeiten für Unternehmen schafft.
Der globale Handel mit Soja ist im höchsten Maße intransparent, so das Ergebnis der WWF-Umfrage. Von 22 angefragten Händlern beteiligten sich nur neun an der Umfrage, keiner der Händler machte Angaben zu seinem Gesamtvolumen an gehandeltem Soja oder dessen Herkunft. Zwar bekannten sich sieben der Befragten zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards, keine der Firmen verlangte allerdings von ihren Zulieferern, dass sie entsprechende Selbstverpflichtungen für ihre eigenen Betriebe eingehen. Die großen Sojahändler liefern auch nach Deutschland, wo das Soja zum großen Teil als Tierfutter verwendet wird. Riecher sagt: „Die Gleichgültigkeit der Sojahändler und fehlende Gesetze führen dazu, dass die Zerstörung einzigartiger Natur in Form von Fleisch- oder Milchprodukten in unseren Kühlschränken landet.“
Nirgendwo in der Sojalieferkette gebe es so wenige relevante Akteure, wie unter den Händlern, so der WWF. Das Handeln einiger weniger könne daher große Veränderungen auslösen. Die Umweltorganisation fordert die Sojahändler auf, sich ab sofort zu verpflichten, in ihrer gesamten Sojalieferkette die Zerstörung natürlicher Ökosysteme auszuschließen und die Einhaltung von Menschenrechten zu garantieren. Neben einem Stichjahr, nachdem keine neuen Ackerflächen für den Sojaanbau entstehen dürfen, brauche es zudem solide Überwachungs- und Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Soja.
Hintergrund: Futtermittelsoja statt Soja-Drink
Um den Bedarf an Soja in Deutschland zu stillen, braucht es 2,84 Millionen Hektar Anbaufläche. 96 Prozent davon geht in die Erzeugung tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier. Sojaöl ist außerdem in Margarine, Schokolade, Eiscreme, Backwaren, Kosmetika und Seifen. Soja in Form von Tofu, Soja-Sprossen und veganen Milchalternativen erklärt nur einen verschwindend geringen Anteil unseres Soja-Konsums in Deutschland: Lediglich 0,11 Millionen Hektar, das heißt, nur vier Prozent von den 2,84 Millionen Hektar des für Lebensmittel in Deutschland benötigten Sojas fließen in die genannten Produkte (Quelle).
Sojahändler-Check
Beim Sojahändler-Check des WWF wurden von 100 möglichen Punkten maximal 52,5 vergeben. Die meisten der 22 angefragten Unternehmen haben ihren Hauptsitz in den USA (sechs), Japan (vier), Brasilien (drei) und Argentinien (drei), die übrigen Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Europa (Frankreich, Liechtenstein und Luxemburg), China und Südkorea. Die großen Sojahändler liefern aber auch Soja nach Deutschland.
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