Rohstoffhändler wie „Louis Dreyfus“, „Olam“ und „Volcafe“ gehen gerichtlich gegen Hunderte von brasilianischen Kaffeebauern vor. Laut Dokumenten, die „Reuters“ vorliegen, wurden im Voraus vereinbarte Verkäufe nicht erfüllt, was den Händlern Verluste beschert hat. Die Preise für Arabica-Kaffee sind in diesem Jahr aufgrund der klimatischen Bedingungen in Brasilien um etwa sechzig Prozent gestiegen. Der Preisanstieg hat die Landwirte dazu verleitet, ihre Verkäufe zu verzögern, was das Angebot einer Ware verknappt hat, die wie viele andere durch Verzögerungen bei der Verschiffung und die geringere Verfügbarkeit von Arbeitskräften beeinträchtigt wurde. Die größten Arabica-Produzenten der Welt – Brasilien, Kolumbien und Äthiopien – verzeichnen einen Anstieg der Zahlungsausfälle, bei denen die Landwirte den Kaffee nicht zu den vereinbarten Preisen liefern, um ihn zu den derzeit höheren Preisen weiterzuverkaufen. Anwälte erklärten gegenüber „Reuters“, dies sei das erste Mal seit Jahrzehnten, dass in Brasilien, wo etwa die Hälfte der weltweiten Arabica-Bohnen angebaut wird, zahlreiche Kaffeebauern in Zahlungsverzug geraten. Bei anderen Rohstoffen wie Sojabohnen sind die Zahlungsausfälle ebenfalls in die Höhe geschnellt und die Händler beklagen vermehrt, dass Landwirte bereits garantierte Ernten weiterverkaufen, da die Preise auf diesem Markt ebenfalls in die Höhe geschossen sind.
„Der Anreiz zur Zahlungsunfähigkeit war noch nie so groß wie heute und es handelt sich nicht nur um die Zahlungsunfähigkeit einer (Saison-)Ernte. Wir sehen hier nur die Spitze eines Eisbergs. Es wird in den nächsten zwölf Monaten oder länger noch schlimmer werden“, berichtet „Reuters“ und bezieht sich dabei auf die Aussage eines in Europa ansässiger Händlers, der nicht autorisiert war, sich offiziell zu äußern. Die Terminverkäufe in Brasilien sind aufgrund von Zahlungsausfällen und erheblichen Rückständen bei der Verschiffung stark zurückgegangen, erklärten zwei andere globale Händler, was die ohnehin schon knappe globale Kaffeeversorgung noch verschärft. Die hohe Ausfallrate könnte die Terminkontrakte, die sich bereits in der Nähe des Sieben-Jahres-Höchststandes befinden, weiter in die Höhe treiben, da der Markt auf Terminverkäufe aus Brasilien angewiesen ist, um den Preisanstieg zu dämpfen. Zusammen mit den (Versand-)Problemen bedeuten die Ausfälle, dass die Verfügbarkeit von Kaffee in den USA, Europa und Japan immer prekärer wird.
Die Knappheit lässt sich bereits an den ICE-Börsenaktien ablesen, die allein im letzten Monat um rund elf Prozent gefallen sind. Der Umfang der Ausfälle variiert von 500 Säcken bis hin zu 4.500 Säcken (jeweils 60 Kilogramm). Bei den derzeitigen Marktpreisen wäre ein Vertrag über 4.500 Säcke etwa 5,8 Millionen Reais (1,03 Millionen US-Dollar) wert.
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