In Chiles Hauptstadt Santiago wird Gras zu einem seltenen Luxus inmitten einer jahrzehntelangen Dürre. Die Behörden der größten Stadt des südamerikanischen Landes sehen sich dazu gezwungen, Notmaßnahmen zur Begrenzung des Wasserverbrauchs zu ergreifen und haben die lokalen Entscheidungsträger und Landschaftsgärtner dazu aufgefordert, üppige Grünpflanzen durch Wüstenpflanzen zu ersetzen. Das sich verändernde Gesicht der sechs-Millionen-Einwohner-Metropole unterstreicht, wie sich das Andenland, ein wichtiger Kupfer- und Nahrungsmittelproduzent, an ein sich veränderndes und trockeneres Klima anpassen muss, da die Dürreperiode nun schon das dreizehnte Jahr andauert. „Santiagos Landschaftsgestaltung wurde noch von vor Jahren für ein mediterranes Klima ausgelegt. Jetzt haben wir ein Halbwüstenklima“, erklärt Valentina Vega, Leiterin der Grünanlagen im gehobenen Stadtviertel Providencia, gegenüber „Reuters“.
Chile kündigte Anfang des Monats einen Plan zur Rationierung von Wasser in der Hauptstadt an, der in der fast 500-jährigen Geschichte der Stadt beispiellos ist und ein vierstufiges Alarmsystem mit Wasserdruckbeschränkungen bis hin zu rotierenden Wasserkürzungen vorsieht. In der Gemeinde Vega plant die Kommunalverwaltung, Flächen entlang von Straßen und Autobahnen von Grünflächen in nachhaltige Gärten mit Pflanzen umzuwandeln, die wenig Wasser verbrauchen und mit Tröpfchenbewässerung arbeiten. Das spart fast neunzig Prozent des Wassers im Vergleich zur traditionellen Landschaftsgestaltung. Santiago de Chile ist auch geteilt. In wohlhabenden Gegenden gibt es mehr grüne Flächen und von Bäumen gesäumte Alleen, die in weniger wohlhabenden Bezirken kaum zu sehen sind. Aber alle sind dabei, Veränderungen vorzunehmen, indem sie einheimische Vegetation und eine modernisierte Bewässerung einbauen, um Verschwendung zu vermeiden.
In Santiagos wichtigem Stadtpark ist der Wasserstand in den Kanälen, die das Wasser aus den Flüssen Maipo und Mapocho in den Park leiten, um achtzig Prozent niedriger als normal. Die Parkverwaltung hat undichte Stellen repariert, die Bewässerungssysteme aktualisiert und Wälder mit einheimischen Bäumen angelegt, die besser an das trockene Klima angepasst sind. Im Park und in anderen Parks in ganz Santiago sind bereits insgesamt fünf Hektar Rasenfläche ersetzt worden, wodurch bei jedem Bewässerungszyklus 300.000 Liter Wasser eingespart werden.
Leider kein Kommentar vorhanden!