Rund 3.000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft werden zum Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) im schweizerischen Davos erwartet. Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn trifft man sich wieder wie gewohnt im Januar zu Debatten und Austausch. Brasiliens Ministerin für Umwelt und Klimawandel, Marina Silva, fordert am Dienstag (17.) die Verpflichtung der Industrienationen, 100 Milliarden US-Dollar für den Umweltschutz an die Entwicklungsländer weiterzugeben. Im Rahmen des 2015 unterzeichneten Pariser Abkommens haben sich die reichen Länder verpflichtet, ab 2020 die Finanzierung dieses Betrags pro Jahr sicherzustellen, um die Ärmsten bei der Bekämpfung des Klimawandels zu unterstützen. Das Ziel ist jedoch nicht erreicht worden. Aus diesem Grund bestand die Erwartung, dass die Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz im vergangenen Jahr einige Sofortmaßnahmen besiegeln würden. In dieser Frage wurden jedoch keine Fortschritte erzielt und das Versprechen bleibt unbestimmt.
„Wir haben eine gute globale Regulierung, aber es mangelt uns an Investitionen. Die 100 Milliarden [Dollar], zu denen sich die Industrieländer verpflichtet hatten, sind noch nicht bereitgestellt worden. Wir müssen einen Beitrag zu den Ressourcen für Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung leisten“, so Marina Silva, während des Weltwirtschaftsforums. Unter Abschwächung versteht man die Bemühungen, die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verringern und damit die Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen. Die Anpassung hingegen umfasst Instrumente und Lösungen zur Verringerung der Auswirkungen der Klimakrise. Marina Silva äußerte sich zu diesem Thema während ihrer Teilnahme an einer Podiumsdiskussion an der Seite von Finanzminister Fernando Haddad.
„Wir brauchen Mittel für Maßnahmen zur Eindämmung der Folgen und zur Anpassung an den Klimawandel“, fügte die Ministerin hinzu und forderte von den reichen Ländern wirksamere Maßnahmen, wie etwa die Reduzierung der Emissionen fossiler Brennstoffe. Die Ministerin hob auch die historische Bedeutung Brasiliens im Umweltszenario hervor, sagte aber, dass dieser Protagonismus in den letzten vier Jahren verloren gegangen sei, was ihrer Meinung nach Brasilien in eine sehr schwierige Lage in Bezug auf die Umweltagenda, die Menschenrechte und die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten gebracht habe. „Brasilien hatte einen Zyklus, in dem die Entwaldung reduziert wurde, heute sind wir auf einem Rekordhoch und die Umweltagenda ist völlig demontiert“, erklärte Silva.
In ihrer Rede erklärte die Ministerin auch, dass der Erhalt des Amazonaswaldes nicht nur eine brasilianische Aufgabe sei und verteidigte ein globales Ziel zur Reduzierung des Waldverlustes. „Brasilien hat ehrgeizige Verpflichtungen in Bezug auf ein Land, das wirtschaftlich wohlhabend, sozial gerecht, politisch demokratisch, kulturell vielfältig und ökologisch nachhaltig sein möchte“, fügte sie hinzu.
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