Vergleich der Sicherheitslagen von Lateinamerika und Europa

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In Lateinamerika liegen Reichtum und Elend oft nur wenige Schritte auseinander (Foto: Pixabay)
Datum: 19. Dezember 2023
Uhrzeit: 19:44 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Wer den Atlantik überquert, der wird eine Überraschung erleben. Dabei ist es gleich, in welche Richtung man den großen Teich kreuzt. Die neue Welt und der alte Kontinent unterscheiden sich immens, was die Sicherheit betrifft. Auch wenn es in Europa und auch in Deutschland in mittelgroßen Städten wie Darmstadt einen Sicherheitsdienst gibt, kann man den Alltag in beiden Kontinenten kaum vergleichen. Während Europa zum großen Teil eine Insel der Ruhe ist, erscheint Amerika in vielen Belangen noch immer wild und unkontrolliert. Die 500 Jahre europäischer Zivilisation in Amerika haben erst damit begonnen den Kontinent zu befrieden.

Es beginnt bei der Regierung

Die Institutionen in Europa sind über die Jahrtausende gewachsen. Auch wenn es immer wieder zu Turbulenzen kam, ist die politische Lage aktuell relativ stabil. Dabei wollen wir von Konflikten an der Grenze Europas absehen. Wahlen führen noch immer zu friedlichen Machtwechseln. Das liegt wohl auch daran, dass die Pfründe in der Gesellschaft schon verteilt sind und eine relativ große und zufriedene Mittelschicht existiert. Niemand leidet Hunger. So kommt es selten zu politischen Unruhen und Revolten. In Lateinamerika ist das anders. Die politischen Systeme wandeln sich ständig. Demokratie und Despotismus wechseln sich ab und der Übergang zwischen beiden Systemen ist recht turbulent.

Wild und unerschlossen

Große Teile des amerikanischen Kontinents sind noch unerschlossen. Der menschenleere Norden und Süden sind so dünn besiedelt, dass die Polizei mit geringen Mitteln riesige Bereiche überwachen muss. Besonders in Argentinien und Chile sind die Polizisten auf dem Land oft so schlecht ausgerüstet, dass andere Gruppen die Lage kontrollieren. Räuberbanden können über Jahre untertauchen. Die Polizei, die sie verfolgen soll, hat oft nicht mal Benzin für ihre Fahrzeuge. Im kalten Norden Kanadas leben die Inuit nach ihren eignen Regeln. Oft führt der Alkoholismus hier zu Gewalt.

Ein weiterer wenig erschlossener Teil Amerikas ist der tropische Dschungel. Viele Gebiete sind nur mit Luftfahrzeugen zu erreichen. Der Dschungel Guyanas zum Beispiel ist so unerschlossen, dass die Annexion durch Venezuela per Gesetz nahezu keine direkten Konsequenzen hatte. Beide Länder haben keine Kontrolle über den Dschungel Guyanas und nicht einmal die Landkarten in den Schulatlanten beider Länder mussten geändert werden. Hier beanspruchen beide Länder schon lange die Region Essequibo für sich.

Milizen und Caudillos

Wenn der Staat schwach ist, dann besetzen andere das Machtvakuum. Oft kontrollieren Unternehmer Gebiete und setzen ihre Interessen durch. Das schließt oft gewalttätige Auseinandersetzungen mit Indianerstämmen und Bauern in Bergbaugebieten ein. In Süd- und Mittelamerika wird viel Land noch einfach besetzt. Wer seinen Besitz nicht verteidigen kann, der verliert ihn. Besonders berühmt sind die Drogenbosse in Mittelamerika, die durch den gewinnbringenden Handel mit Narkosemitteln ganze Privatarmeen beschäftigen können. In Ländern wie Mexiko ist der Staat im offenen Konflikt mit den Armeen der Drogenhändler. In Zeiten des ideologischen Ost-West-Konflikts hatte das Ganze noch einen politischen Anstrich. Heute geht es einfach nur noch über die Kontrolle von Land und Arbeitskräften.

Sicherheit auf der Straße

Auch der Alltag in den dichter besiedelten Gebieten Europas und Amerikas unterscheidet sich sehr. Die Straßenkriminalität in Europa ist deutlich niedriger als in Lateinamerika. Zwar nähert sich die Sicherheitssituation etwas dem schlechten Beispiel aus Übersee an, noch kann man sich auch in Deutschlands Großstädten aber relativ sicher in der Nacht bewegen. In Südamerika ist die Situation brisanter. Besonders in den Elendsvierteln kontrollieren Banden die Straßen und ein Leben ist nicht viel Wert. Auch wenn man deutlich mehr Polizei auf den Straßen sieht, ist es doch leichter Opfer eines Raubes zu werden. Die sogenannten “Motochorros”, Räubergespanne auf Motorrädern suchen bewaffnet und unbewaffnet ihre Opfer. Auch Expressentführungen gehören in einigen Regionen zum Alltag. Da wundert es kaum, dass private Sicherheitsdienste Hochkonjunktur haben.

Gesetze und ihre Umsetzung

Die relative Anarchie in Amerika lässt vielleicht vermuten, dass die Gesetze besonders lax sind. In vielen Bereichen sind die Gesetze aber strenger. Sie werden nur einfach nicht befolgt. Waffen sind deutlich leichter auf dem Schwarzmarkt zu bekommen als in Europa. Das erhöht auch die Gefahr, dass ein Raub tödlich endet.

Bewachte Siedlungen

Damit man trotzdem etwas ruhig leben kann, versuchen die besser betuchten Einwohner Lateinamerikas sich in eingezäunten Siedlungen zu schützen. Diese werden von privaten Sicherheitsdiensten wie eine Burg bewacht. Auf den Straßen dieser Siedlung hofft man dann unbehelligt seinem Alltag nachgehen zu können. Dieser Siedlungen werden allerdings immer wieder das Ziel von gut organisierten Räuberbanden, oft gesteuert aus den direkt angrenzenden Favelas.

Keine Menschen, keine Probleme

Während sich die Gesellschaften in Amerika und Europa in ihrer demografischen Zusammensetzung etwas annähern, gleichen sich auch die Sicherheitsprobleme an. Auf lange Sicht muss wohl jeder daran denken, wie er sich und seine Familie beschützt. Sicherheitsdienste sind dabei eine Option. Generell verringert aber auch die Bevölkerungsdichte die Gefahr eines Überfalls. Ein Umzug aufs Land kann also eine Option sein, wenn man sich in der Stadt unwohl fühlt.

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  1. 1
    Hans-Ueli Flückiger

    Was will dieser Artikel aussagen? Wenn man im falschen Moment am falschen Ort ist hat man Pech! Ich habe ganz Lateinamerika intensiv mit dem Motorrad bereist, meist alleine. Ausgeraubt wurde ich in meinem Leben nur einmal, in der „sicheren“ Schweiz. Eine Sicherheit gibt es nicht. Man wohnt im am besten bewachten Hause – und man wird im Auto auf der Strasse abgefangen und lässt sich dann mit der Pistole am Kopf die Türe per Telefon öffnen.

  2. 2
    Peter Wiesner

    Ich glaube, hier macht jemand Werbung für Sicherheitsfirmen.

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