Haiti: Schweizer Bundesfeier zwischen Trümmern

1.August-2010-1

Datum: 04. August 2010
Uhrzeit: 20:23 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
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Am 1.August feiern die Schweizer bekanntlich ihren Nationalfeiertag, in der alten Heimat mit Feuern auf allen Bergen, wie es vor 719 Jahren dort geschah, und künstlichen Feuerzeichen unten in Städten und Dörfern, natürlich mit Krachern und alldem was zum Festen gehört. Auch die Schweizerkolonien in der Fremde treffen sich an diesem Tag, bei den Schweizervereinen oder wo es keine gibt, auf der Botschaft, so auch hier in Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt.

Es war nicht wie andere Jahre, konnte ja auch nicht sein nach dem was passiert war. Es war nicht mehr die gemütliche, familiäre Atmosphäre wie früher, wo man sich kannte. Die meisten Freunde erwartete ich vergebens, sie waren zu weit weg, hatten Arbeit, scheuten die Reise oder das Suchen nach einer Unterkunft, waren vielleicht in der alten Heimat, oder entflohen den unbekannten Gesichtern. Denn jetzt sind es nicht die Residenten, sondern die Mitarbeiter der Hilfswerke, die das Land bevölkern, jeweils für kurze Zeit.

Immerhin traf ich ein paar altbekannte Freunde, die schon seit 40 Jahren hier leben und es somit auf das Doppelte meiner eigenen Präsenz gebracht haben, und es ergaben sich angeregte Diskussionen. Auch die gepflegte Stimmung in der sauberen Schweizer Residenz war eindrücklich und passte besser zum Anlass, als die traurigen Ruinen die gleich außerhalb des Park-Tors begannen und die Träumenden jäh in die Wirklichkeit zurückrissen.

Ab Tonträgern hörten wir uns ein ländliches Kirchengeläute aus der Heimat an, gefolgt von einer kurzen Ansprache unserer Bundespräsidentin. Auch der Botschafter im schlichten Hirtenhemd hielt sich kurz. Die eingehaltene Schweigeminute ließ nochmals unglaubliche Erinnerungen aufleben, und dann war ein einfacher Imbiss angesagt, begleitet von anspornenden Diskussionen.

Die Schweiz ist zu einem der ersten Helfer der Erdbebenopfer in Haiti geworden. Sie will sich über die Katastrophenhilfe hinaus am langfristigen Wiederaufbau des Landes beteiligen. Im Zentrum der Bemühungen stehen die Gesundheits- und die Wasserversorgung. Es ist zu erwarten, dass viele der Anwesenden hier noch während Jahren segensreiche Arbeit leisten und die Schweizer Kolonie wieder neu entsteht. Ich wünschen ihr viel Erfolg bei der Schaffung eines neuen Landes, eines Stücks neuer Welt.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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