Sie erinnern sich meiner Geschichte Maela, Waise ohne Zukunft. Morgen, 16. August 2010, anderthalb Jahre später, erscheint fast dieselbe Geschichte als Roman im Suhrkamp Verlag, von der Erfolgsautorin Isabel Allende. Statt Maela heißt die Heldin ihres Romans „Zarité“, aber „Die Insel unter dem Meer“ spielt ebenfalls in Haiti und ist wahrscheinlich ebenfalls wahr.
Isabel Allende lässt ihre Geschichte im Haiti der 18.Jahrhundertwende spielen. Sie wäre wohl erschrocken, erleben zu müssen, dass dies ebenso gut heute sein könnte. Meine über Maela spielt vor anderthalb Jahren und zeigt, dass sich in den 200 Jahren nichts geändert hat. Auch Maela tanzt, wann immer sie kann, so wie Zarité, und könnte ebenfalls als „edle Wilde“ bezeichnet werden, wie das Isabel mit Zarité tut. Sowohl Maela als auch Zarité bekommen die Peitsche täglich zu spüren, und dass sie beide nach hartem Tagwerk zu ihrem Herrn ins Bett müssen, kann ich nur vermuten. Auch was dort an Grausamkeiten geschieht, kann ich nicht schildern, wie es Isabel tut, da ich nachher nur die stummen Krokodilstränen sehe. Maela sagt nichts. Zarité auch nicht. Beide haben Angst.
Aus der Rezension zitiere ich: «Der Rhythmus entspringt auf der Insel unter dem Meer, er erschüttert die Erde, durchfährt mich wie ein Blitz und reißt meine Beschwernisse mit hinauf in den Himmel, damit Papa Bondye sie zerkaut und schluckt und ich gereinigt und froh werde.» Wenn Zarité tanzt, nimmt es keiner mit ihr auf, «ich werde gewaltig wie Erzuli, Loa der Liebe, und schneller als die Peitsche.
Als Vertreterin des Magischen Realismus macht sich Isabel Allende auch den Voodoo-Glauben zunutze, den die Verschleppten Afrikas mit in die Neue Welt brachten: Dass ihre Heldin in Verbindung steht mit der geistigen Welt der Loas, den afrikanischen Gottheiten und Mächten, ermöglicht Szenen zwischen Traum, Trance und Wirklichkeit. Zudem erklärt sich so, dass Zarité, die edle Wilde, trotz allem würdevoll altert. Das ist schwer vorstellbar, doch bildet es einen schönen Kontrast zu ihrem ehemaligen Herrn, der fettleibig, sabbernd und inkontinent vom Krankenbett aus noch einmal befehlen will: «Du bleibst hier und pflegst mich!» Darauf Zarité: «Ich kann nicht, Monsieur, verzeihen Sie.»
Zarité und Maela sind austauschbar. Beides edle Wilde. Und solche gibt es noch viele hier. Danke Andreas, mich auf Rezension und Event gestoßen zu haben!
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