Ein markanter Berggipfel nahe von Milot heisst wegen seiner Form „Bonnet de L’Evèque“, Bischofshut. Ich war schon öfters dort in meinen 20 Jahren, denn da oben bauten die tollkühnen Helden Haitis ihre Riesenfestung, die „Citadelle la Ferrière“, von wo aus man bis auf den Hafen von Cap Haïtien hinunterblickt. Wenn einem nicht vorher schwindlig wird… Das enorme Bauwerk samt dem Wohnpalast des Königs unten am Bergfuß, Sans-Souci, wurde nicht nur zum historischen Nationalpark, sondern sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO, zum „Achten Weltwunder“ und bildet zu Recht den wichtigsten Touristenmagneten des Landes.
Das Weltwunder sollte gegen Napoleon standhalten und hielt, nur der Königspalast unten am Bergfuß fiel einem Erdbeben zum Opfer. Das war aber schon 1842, und da konnte auch Napoleon nichts dafür. Das diesjährige Beben hat das Weltwunder kaum mehr geschmälert, denn oben auf der Bischofskappe waren die Mauern dick genug, und unten waren die meisten ohnehin schon eingestürzt.
Heute morgen um 10.30 Uhr Ortszeit (a.m.) wird auf der Citadelle, auf dem Gipfel des Bischofshutes, eine wichtige Zeremonie stattfinden, das ist nicht mehr vorgekommen, seitdem sich der Negerkönig (in diesem historisch-haitischen Ausnahmefall ist die Bezeichnung NICHT rassistisch!!!) am 8. Oktober 1820 mit einer silbernen Kugel selbst erschoss.
Trotz Bischofshut handelt es sich auch um keine Bischofs- und um keine Voudou-Zeremonie, sondern um die feierliche Übergabe von 363’187 USD, die die US amerikanische Regierung dem ISPAN gespendet hat, dem Haitianischen Institut zur Erhaltung der Kulturdenkmäler. Eine erste Spende von 250’000 USD ist schon verbraucht und hat dazu gedient, das Institut wieder aufzubauen und in Schwung zu bringen; es hat denn auch mit der Inventarisierung und Schadenerhebung nach dem verheerenden Beben begonnen. Ein zweiter Beitrag von 113’187 USD wird für Reparaturen und Konservierungsarbeiten an Dächern und Gebäuden verwendet, die schon angelaufen sind.
Anwesende Ehrengäste sind der Botschafter der USA Kenneth H. Merten, der Direktor der ISPAN Daniel Elie, die lokalen Behörden und geladene Journalisten. Für mich wäre spannend bis lustig gewesen, wie sich die fülligen Herrschaften auf den höher gelegenen, nicht für Fahrzeuge und wohlbeleibte „Bergsteiger“ geeigneten Steilwegen bewegt hätten. Abmagerungskur bestimmt inbegriffen! Ich durfte und musste ja schon persönlich, als Führer der Fernsehmacher erleben, dass Helikopterflüge zur Bergfestung und in deren Nähe von der UNESCO ausnahmslos verboten werden. Welcher Aufsteller inmitten der Nachrichten-Schreckenswelt ! Zweiter Aufsteller natürlich, dass der Zustand der Bauten, immer nach UNESCO, Helikopterflüge schwerer überleben würde als selbst Erdbeben wie 2010, und – da aller guten Dinge drei sind, so sagt man wenigstens, Danke den Amerikanern und den ISPAianern, dass sie einmal auch die Baudenkmäler nicht vergessen !
Leider kein Kommentar vorhanden!