Dass hier die Entwicklung der Telekommunikation besonders wichtig ist, ist alter Kaffee. Die lebenden Telefonkabinen mit ihren Schwatzgeräten in der Hand haben enorm zugenommen und stehen manchmal reihenweise an den Straßenecken. Oft tragen von jung bis alt Handys beidseitig an den Ohren, dafür hat man ja zwei Hände, mit dem Mund lernen sie offenbar gleichzeitig mit zweien zu sprechen, manchmal sogar mit dem vollen. Jedermann besitzt ein Handy, iPod oder mehrere, es gibt nur zu wenig Stecker zum Aufladen. Strom gibt’s endlich genug, aber Stecker sind Mangelware. Alle sind besetzt zum Aufladen irgendwelcher Batterien.
Auch DVD ist ein modernes Medium, das heute wohl alle Jungen brauchen. Damit schauen sie vor allem Filme an, auch Bildungs- und andere Angebote sind hoch im Kurs. Taschenradio & Co. ist schon bald veraltet. Trotzdem brauchen Regierung, Wahlkommission, Zivilschutz und Wetterdienste dieses Mittel als täglichen Kanal, und bei uns oben in den Schwarzen Bergen zirkulieren die Megaphönler mit ihren Sprechröhren Tag und Nacht und singen damit auch dröhnend ihre Lieder.
Die Gebäude in der Stadt unten sind zerstört, aber vor dem Erdbeben waren die Cybercafés voll, und man musste Schlange stehen, bis man einen Platz erhielt. Jedermann kennt heute die Internet-Telefonie, sie ist ja eigentlich gratis, aber das gibt für Clevere Gelegenheit, etwas daran zu verdienen. Auch für einen Steckerplatz muss man zum Teil schon Gourdes hinblättern. In den Computerschulen war es schwierig, einen Platz zu erhalten, und zudem kostspielig und deshalb nicht sehr sozial. Auch diese Einrichtungen mit ihrem teuren Inventar liegen unter Schutt und Trümmern und drängen nach Wiederaufbau, die Menschen drängen nach Kursen.
Nicht nur alte Medien werden auf neue Art eingesetzt, auch neue Medien werden auf ganz andere Art verpackt, dank der Spenden der Welt. Denn es gibt jetzt in den Lagern Mobile Kommunikationszentren („Télécentres Mobiles“), unterstützt von großen Organisationen wie UNESCO, Groupe Médialternatif, Collectif Haiti de France (CHF), Reporters Sans Frontières (RSF), Fondation AFP von Agence France-Presse und anderen. So bekommen auch die Armen Zutritt zu Internet und Computern. Nicht nur Nahrung für den Bauch, sondern auch für Kopf und Seele.
Internet für Zombies ? Mitnichten. Viele Lager werden zwar bereits abgerissen, aber die Mobilen Telekommunikationszentren folgen den Vertriebenen. Jugend und Medien finden sich wieder. Medien können und müssen helfen die großen Probleme zu lösen. Die Probleme Haitis, die Probleme der Welt.
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