Lateinamerika: Halbwahrheit über demokratische Verhältnisse

Datum: 27. September 2010
Uhrzeit: 12:36 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
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Um besser verstehen zu können, warum ich in den nächsten Wochen und Monaten vor allem soziale Initiativen JUNGER Menschen Lateinamerikas berichten werde, möchte ich gerne kurz über die Dynamik der Zivilgesellschaft der Region berichten. Erstmal muss man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Zivilgesellschaft mehrere Funktionen ausführt, nämlich nicht nur als Gegenstimme zur Regierung, sondern als Mittelmann zwischen Bürger und Politik. So sollte es jedenfalls sein.

Leider ist die demokratische Entwicklung Lateinamerikas in den letzten hundert Jahren sehr holprig verlaufen, und vor allen in den sechziger bis achtziger Jahren war praktisch kein Land in der Region von demokratisch gewählten Repräsentanten regiert, sondern die meisten Länder befanden sich in einem quasi regelmäßigen Ausnahme- bzw. Kriegszustand. Amerikanische Unterstützung der kontrarevolutionären Militärregierungen war an der Tagesordnung, vor allem in den blutigsten Jahren, zur Zeit der Kubanischen Revolution und bis hinein in die letzten Jahre des Kalten Krieges. Lateinamerika als potenzielles Einflussgebiet durfte einfach nicht kommunistisch werden – und somit auch nicht über sein eigenes Schicksal entscheiden.

In Argentinien wurden in der Zeit der letzten Militärjunta zwischen 1976 und 1983 ca. 30.000 Menschen verschleppt, gefoltert, umgebracht, an unbekannten Orten vergraben. 30.000 Intelektuelle, Studenten, Dichter, Juristen, Ärzte, und junge Menschen, die sich nicht vom System unterkriegen lassen wollten. 30.000 Menschen, in einem Land, das gerade mal 30 Millionen Einwohner hat. Dieser offene Krieg seitens der „Regierung“ hat tiefgreifende Spuren hinterlassen: nicht nur, dass diese Menschen immer noch in der Neudefinierung des Rechtsstaats und der Demokratie präsent sind, sondern auch in dem Bewusstsein der Generation, die heute das Alter derjenigen hat, die damals „verschwunden wurden“, wie man in Argentinien sagt.

In Guatemala ist bis vor wenigen Jahren ein regelrechter Völkermord begangen. Von dem Friedensprozess, der in den neunziger Jahren offiziell abgeschlossen wurde, ist heute kaum etwas zu sehen: Guatemala gilt als eines der gefährlichsten Länder der Region, viele Kriegsverbrechen sind ungeklärt und werden seitens der Behörden totgeschwiegen, Menschenrechtler werden eingeschüchtert und bedroht, die Straffreiheit ist das allgegenwärtige Problem, auf dass es offenbar keine Antwort gibt.

So zieht sich die Halbwahrheit über demokratische Verhältnisse durch die gesamte Region. In einem Land sind es vor allem die Zweiklassengesellschaften, die einen politischen Konsens unmöglich machen, in einem anderen sind es die Militarisierungsprozesse der polizeilichen Behörden, die Gewalt schüren, in einem anderen sind es wiederum Drogen-und Menschenhandel, die soweit in die staatlichen Strukturen vorgedrungen sind, dass selbst die Regierungen nicht mehr Herr der Lage werden. Und überall ist es die Korruption, die es unmöglich macht, die Interessen derjenigen zu vertreten, auf die es ankommt, wenn man von einer Gesamtgesellschaft sprechen will: dem Volk. Das bedeutet, dass der Begriff Demokratie mehr ein Ideal ist, als eine selbstverständliche Institution der heutigen Gesellschaft in der Region.

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Katrin Wilkniss kennt die Problematik der gerechten Verteilung von Ressourcen für soziale Initiativen in Lateinamerika. Mit ihrer Kolumne will sie denjenigen eine Stimme geben, die dort arbeiten, wo die Gelder der Entwicklungshilfe ankommen.

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  1. 1
    Chris

    Fall Argentinien : im Laufe der Jahre kamen auch immer mehr Fálle von „Verschwundenen “ oder Ermordeten ans Tageslciht welche als Motiv ökonomische Hintergründe hatten . So zB der neueste Vorfall um die Papierfabrik PapelPrensa. Die Besitzer wurden unter vorgehaltener Waffe , angedrohter Folter und Ermordung dazu „überredet“ die Übernahmepapiere zu unterschreiben. Man schreckte auch nicht davor zurück das Flugzeug eines der Direktoren abstürzen zulassen. Hinter alldem stand dann ein Zeitungsmonopol Gruppe Clarin welches sich mit der Millitárjunta in soweit einigte das danach keinerlei Greulnachrichten mehr veröffentlicht wurden welche die Millitärregierung hätte schlecht darstehen lassen .Dazu kommt noch die Tatsache das die Kinderadaptation durch die Besitzerin von Clarin durch die Junta bewilligt , und ihr sogar ein Geschwister-Paar zur “ Verfügung“ gestellt wurde

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