Ich meine nicht die gegenwärtigen und einstigen Präsidenten der westlichen Großmacht, dort wo die Sonne untergeht, nicht die großmäuligen Politiker die so viel versprechen und nichts halten. Nein, ich erzähle von den Verkehrsmitteln auf der Insel, wenn man auf dieser Insel überhaupt von Verkehr sprechen kann. Denn was sich in HIspaniola auf den Straßen abspielt oder nicht mehr abspielt, hat weder mit Verkehr noch mit Verstand etwas zu tun.
Der Verkehr ist den Straßen weit vorausgeeilt, bis er stecken blieb, indem es zwar Verkehr gab, aber keine Straßen, es gab nur Morast und Chaos. Heute gibt es freilich einige Straßen, aber keinen Verkehr mehr, der ist erstickt an sich selbst. Und auf den Straßen lärmen die Demonstranten, schlagen die Händler ihre Stände auf, suchen die Lumpensammler was von den Ab- und Unfällen übrig geblieben ist, springen die „Cocorats“ ( Straßenkinder ) auf die Fahrzeuge auf und bewegen sich als Schwarzfahrer ein kurzes Stück weiter, wohin wissen sie nicht.
Dazwischen zwängen sich Esel, Maulesel, Pferde mit Lasten und Reitern, überladene Schlepper mit Zweiradkarren, Töfftaxis, Taptaps und andere Klapperkästen durch den Hexenkessel, sofern sie überhaupt so lange durchgehalten haben und nicht als Pannenfahrzeuge mittendrin stehen und noch mehr blockieren.
Schwere Brummis haben es schwer, mit ihren Über-Lasten durchzukommen, die Reisenden sind längst ausgestiegen und versuchen es zu Fuß. Auch die buntbemalten Busse mit dreifach besetzten Sitzen im Innern, Dutzenden von Passagieren nebst lebenden Hühnern und Ziegen auf dem Dach, weiteren Ziegen außen an den Seitenwänden aufgehängt und mehreren Schweinen hinter dem Stoßbänder, stecken stundenlang im Schlamassel. Die haben ohnehin bald ausgedient, denn jetzt sind die Obamas „in“.
China hat der Haitianischen Republik – unter anderem – 300 moderne Reisebusse geschenkt, als Beitrag zur Lösung der Vekehrsprobleme. Diese heißen im Mob paradoxerweise „Obamas“, weil man glaubt, sie seien von den U.S.A. geschenkt. Schafft doch Goodwill gegen die Amis, als ungewollten Nebeneffekt! Doch die Obamas müssen erst mal raus aus der Stadt, aus dem Dickicht, bevor sie überland loslegen können.
Auch die Dominikanische Republik hat(te) ähnliche Probleme. Zu viel Verkehr und zu enge Straßen. Deshalb haben die Domis die Fortbewegung kurzerhand unter die Straße verlegt. Sie sind eben doch keine „Dummis“, wie sie gelegentlich genannt werden. Eine erste U- Bahn-Linie funzt, sechs weitere sind im Bau. Außerhalb des Stadtkerns führt die Bahn teils über Hochstrecken. Natürlich demonstrieren die Carro Publico-Chauffeure, wie die Taptaps dort genannt werden, eifrig weil sie die Arbeit verlieren, und die Marktfrauen, weil die Metro jetzt unter ihren Marktstraßen vorbeifährt. Man kann es doch nie allen recht machen.
Eigentlich meckere ich nicht gern über Obamas, Maulesel & Co., denn erstens könnte das in den falschen Hals gehen, zweitens könnte man verallgemeinern und drittens vergessen, dass Hölle und Paradies Nachbarn sind, und dass demzufolge Haiti durchaus auch seine Paradiese hat. Wie öfters gesagt: Licht und Schatten zeugen von Sonne. Wer nur den Schatten sieht und das Licht nicht findet, ist selber schuld.
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