Einen Tag vor Weihnachten, sollten unsere Pferde aus den Staaten eintreffen, da ihre Quarantänezeit in den USA vorüber war. Wir hatten also genau noch zwei Wochen Zeit, einen Zaun um das gesamte Grundstück zu errichten. Zum Teil war dies schon geschehen, jedoch ein paar hundert Meter fehlten noch. Als Material verwendeten wir Bambusstämme, da die Einheimischen uns versichert hatten, Bambus sei äußerst witterungsbeständig. Außerdem gab es ganze Wälder davon gleich in unmittelbarer Nähe, und jeder war berechtigt, sich davon zu nehmen. Uns erschien dies die günstigste Art einer Einzäunung zu sein, doch dies war ein Trugschluss, wie sich später herausstellen sollte.
Die Tage vor Weihnachten nutzte ich, um unsere Räume ein wenig wohnlich herzurichten. Danach wurde der Boden direkt ums Haus herum von Unrat gesäubert. Im Moment sah es überall noch aus, wie eben auf einer Baustelle. Berge von Schutt, Abfall und Baumaterial waren überall verstreut. Mein Mann kümmerte sich um die großen und schweren Teile, während ich den Kleinkram entfernte. Es war die reinste Knochenarbeit, zumal entweder die Sonne erbarmungslos heiß am Himmel stand, oder aber Wolkenbrüche sich ergossen, so dass manchmal innerhalb kürzester Zeit das ganze Grundstück überschwemmt war. Kam anschließend wieder die Sonne zum Vorschein, war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man sich fühlte wie im Dampfbad. Es war für uns nicht leicht, unter solch ungewohnten klimatischen Verhältnissen körperlich schwer zu arbeiten.
Am Abend jedoch, wenn wir frisch geduscht auf der Terrasse saßen, und eine kühle Briese vom Atlantik zu uns herüber wehte, freuten wir uns über jede Kleinigkeit, die wir tagsüber geschafft hatten. Als der Bauschutt entfernt war, fingen wir an, ums Haus herum, wo einmal unser Garten entstehen sollte, sämtliche Steine zu entfernen. Dies war ziemlich harte Arbeit, da der Vorbesitzer des Grundstückes eine Firma betrieb, die Pflaster- und Bausteine hergestellt hatte. Überall befanden sich auch jetzt noch Stein- und Kieshaufen auf dem Land. Wir versuchten also zuerst von Hand die großen Steine zu entfernen, danach bearbeiteten wir mit dem Rechen die grob gesäuberten Flächen und mussten feststellen, dass danach immer noch alles voller Steine war. Diese Arbeit nahm uns tagelang in Anspruch. Ich kam mir vor wie im Steinbruch! Am Abend nach getaner Arbeit, tat mir alles weh, der Rücken schmerzte, die Finger waren angeschwollen und alles war voller Blasen. Anfangs bepflasterte ich mir noch die Hände, jedoch nach einiger Zeit bekam ich so dicke Hornhaut, dass sich gar keine Blasen mehr bilden konnten. Aber wir waren trotz der Schufterei glücklich. Ich konnte mir schon jetzt sehr gut vorstellen, wie es in ein paar Monaten aussehen könnte. Wir würden dann auf der Terrasse sitzen, und um uns herum wäre ein hübscher Garten mit blühenden Blumen und einem saftigen Rasen. Dahinter würde sich die grüne Pferdeweide erstrecken. Doch dies war noch Zukunft, im Moment lagen noch überall Steine und es war alles andere als grün.
Um die Pferdeweide zu ebnen, beauftragten wir einen Nachbarn, der einen alten Traktor besaß. Mit schwerem Gerät, ähnlich einer Egge, rodete er die Koppel. Im Eifer der Arbeit, und weil er ständig mit irgendwelchen Bekannten schwatzte, die seinen Traktor natürlich bewunderten, übersah er beim Rückwärtsfahren doch tatsächlich den hohen Elektromast, der mitten auf unserem Grundstück stand. Mit lautem Krachen und Knirschen senkte sich der Mast, bis er schließlich ganz umfiel. Obwohl der Mann mit seiner Arbeit noch nicht fertig war, brauste er mit seinem alten Traktor so schnell dies möglich war davon. Wir hatten später noch viel Ärger, weil dieser Mann nicht für den Schaden aufkommen wollte. Es war nicht nur der Mast, der ersetzt werden musste, sondern auch die Arbeiten des Elektrizitätswerkes, das anrücken musste, da in der ganzen Nachbarschaft die Stromversorgung unterbrochen worden war. Mit vereinten Kräften hatten wir es dann doch noch geschafft, den Boden einigermaßen zu ebnen und das ganze Gestrüpp zu entfernen. Jetzt hatten wir von der Terrasse aus einen herrlich freien Blick aufs Meer. Da ich gleich Grassamen ausgesät hatte, schmückte bereits Tage später eine zart grüne Fläche unseren Vorgarten. Nun blieben uns nur noch wenige Tage, um diesen Garten durch einen Zaun von der Pferdeweide abzugrenzen, damit die Pferde nicht unseren frischen Rasen sofort vernichten würden. Die Zeit wurde knapp doch wir waren zuversichtlich.
Bald würden unsere Pferde eintreffen und dann konnte auch Weihnachten kommen. Wir freuten uns auf unser erstes Weihnachtsfest auf Tobago.
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