Das war wieder ein heißes Wochenende. Nicht nur, dass es auf den 7. Februar zuging – der ist indessen vorbei – auch auf den Straßen beginnt es sich wieder zu regen und die ausgeschalten Geschäfte haben das zu früh getan. Denn an diesem Datum war die Amtszeit des alten Präsidenten abgelaufen und eigentlich hätte er abtreten müssen. So glaubte wenigstens das Volk. Doch er dachte keineswegs daran, sondern war froh um die Ausrede, er könne doch nicht weg ohne Nachfolger und der sei infolge verstrupfter Wahlen ja keineswegs bereit.
Der Clou ist, dass nun der Diplomatenpass für die Einreise von Aristide bereit liege. Er sei an einen Advokaten in den USA gesandt worden, sein Name steht sogar in der Zeitung. Der Advokat selbst wie auch die Behörden wissen nichts davon, angeblich. Die Sprayer und das Volk die „wissen“ jedoch immer alles. Auch der Vertreter des UN-Generalsekretärs weiß nichts. Er sagt, bei Eintreffen Aristides müsse dieser ohnehin mit vielen Klagen und Verfahren rechnen. Zudem trete der in ein Wespennest. Denn Duvalier ist immer noch hier, Martelly und Manigat sind auch nicht gerade Waffenbruder und -schwester, die Haltung der Großmächte und des Sicherheitsrates kennt man ja, und so weiter und so fort. Doch das ist dem alles gleich, das war ja schon immer sein täglich Brot.
Am Sonntag strömte trotz allem das Volk auf den Flugplatz. Das gleiche, das eben noch nach Diktatur geschrien hatte. Und viel blaues Militär mit Panzern und Polizei. Die Ankunft Aristides war angekündigt, man glaubte das wirklich. Aber alle Offiziellen dementierten, es sei nichts bekannt. Alle lassen sich überraschen, am meisten der Staatschef. Der ist ja noch an der Spritze und spritzt.
So knallte es und scherbelte wieder auf den Straßen und täglich flogen Steine und es gab Verletzte. Immerhin, offenbar ließen die Schlägertruppen jetzt die öffentlichen Fahrzeuge in Ruhe und konzentrierten sich auf Privatwagen, ein schlechter Trost. Der große Markt La Coupe an der Route des Frères und kleinere Märkte und Gebäude wurden eingeäschert. Steine flogen, Sirenen heulten, Helis knatterten, Gaspetarden zischten, Handschellen klingelten und Choleratote fallen um. Der Justizminister demissionierte, die in Aussicht gestellte Rückkehr von Aristide und die zu erwarteten Klagen haben ihn wohl vertrieben. Das Pflaster um die Hauptstadt ist ihm zu heiß geworden, er wolle sich zurückziehen aufs Land. Und das Theater geht weiter so. Am Radio wird empfohlen, das Haus die ganze Woche nicht zu verlassen. Dies ist inzwischen im Nachbarland der Dominikanischen Republik normal und nichts besonderes.
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