Haiti schlittert in Richtung einer Rückkehr der extremen Rechten zur Macht. Nach Wochen der Intrigen, des Drucks und der Tänze musste sich der provisorische Wahlrat schließlich den Befehlen der Länder beugen. Die Weltgemeinschaft hat die Arme verworfen, einige Visa annulliert und bewirkt, dass die Königsmacher auf ihren Thronen bleiben, die netten Kasperlifiguren.
Am Vormittag des 3. Februar hat der CEP die glücklichen Gewinner des Präsidentschaftswettbewerbs vom November angekündigt, die an der zweiten Wahlrunde am 20. März teilnehmen dürfen. Es handelt sich um Michel „Sweet Micky“ Martelly und um Mirlande Manigat. Und, wie um zu beweisen dass es noch „Männer“ gibt in diesem Land, haben es Frau Ginette Chérubin und drei andere Wahlberater abgelehnt, diese Ergebnisse zu unterzeichnen. Von Seiten der internationalen Gemeinschaft ist das die Ektase des Triumphs.
„Das ist ein großer Tag für Haiti“, hat der amerikanische Botschafter ausgerufen, seine Exzellenz Herr Kenneth Merten. In seinem Sinne wenigstens. Herr Robert Fatton, Politologe und Professor an der Universität von Virginia ist da jedoch skeptischer. Das sei zwar ein Schrittchen in Richtung der Bildung einer neuen Regierung, aber gleichzeitig der Keim einer neuen Krise. Bei der politischen Klasse ist der internationale Plan zur Wiedererstellung der Macht weit entfernt von der vorgespielten Einstimmigkeit. Die Mehrzahl der Kandidaten, die am Wahlwettrennen teilgenommen haben und ein breiter Bereich der Opposition von Préval, sehen die Mittwochmorgen veröffentlichten Ergebnisse als null und nichtig an. Sie fordern die Einrichtung einer provisorischen Regierung, um repräsentative, ehrliche und demokratische Wahlen zu verwirklichen. Tick, Tick, Tick. Der Count-down hat begonnen. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse, die durch die Weltgemeinschaft aufgedrängt wurden, löst sich der Traum Prévals, aus seiner Asche wieder aufzuleben und sich selbst durch eine Futterregierung, präsidiert von seinem Strohmann Jude Célestin zu folgen, in Dampf und Rauch auf.
Die Präsidentschaftswahlen vom November haben sich schnell in ein Referendum gegen die derzeitige Regierungsmacht verwandelt. Desillusioniert durch den Zynismus, die politische Taubheit und die Blindheit des abgehenden Präsidenten ist ein Großteil der haitischen Bevölkerung bereit, alles anzunehmen, wenn es nur nicht von Préval kommt. Verlassen durch die Ebenbürtigkeit der Partei an der Macht, die in ext remis vom Präsidentschaftswettrennen ausgeschlossen wurde, versucht der Thronerbe seine Verbitterung durch philosophische Floskeln über die Unwägbarkeit der haitischen Politik zu lösen.
Zum Thema Baby Doc hat Jude Célestin bis heute eine vorsichtige Distanz gegenüber der haitischen Presse bewahrt und nie versucht, dort nur guten Eindruck zu scheffeln. Naiver weise hat er mit seinem Stillschweigen geglaubt, dass die Millionen, die in seiner Posterkampagne verschleudert wurden, ausgereicht hätten, um ihm den Weg in Richtung des nationalen Palastes zu pflastern. Was er nicht Begriff ist, dass der Schwerpunkt der Macht sich auf halbem Wege zwischen dem Hexagon und dem Pentagon befindet und dass die Wahlschlacht auch zwischen Ministerien und Kanzleien ausgekämpft wird. Von Paris bis Washington ist man müde über Préval und Célestin, die man ohnehin als Eintritt ins Nichts betrachtet. Es ist an der Zeit, Platz für alle zu schaffen! Schon Machiavelli sagte „die Wahl besteht nicht zwischen Gut und Böse, aber zwischen dem Übelsten und dem geringsten Übel.“
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