Versuch doch einmal, das Tandem genauer zu begutachten, das sich im Laufe der nächsten Wochen der politischen Bühne langsam aber sicher nähert.
Die Saga der Kandidatin Manigat, Doktor der Wissenschaften, Universitätsprofessorin, Schriftstellerin, „Verfassungs- und Paragraphenreiterin“ und „in verlorenen Stunden liebenswürdige Bewerberin für die Präsidentschaft“, präsentiert immerhin eine ziemlich beeindruckende Visitenkarte. Nach vielen vergangenen Jahren in Frankreich, Venezuela und Trinidad hat sie sich am 7. Februar 1988 schnell im Nationalpalast eingefunden. In der Tat gelang ihr in Folge des Massakers in der Ruelle Vaillant und eines Staatsstreichs durch das Kriegsvolk von Namphy ein doppelter Wurf, indem sie gleichzeitig Senatorin und erste Frau der Republik wurde. Machtmissbrauch oder Hochverrat? Spielt schließlich keine Rolle. „Wenn ich die Macht übernehme, wird das Volk ohnehin zu mir kommen“ erklärte ihr erhabener Ehegatte Leslie Manigat voll Inbrunst.
Leider endete der Honigmond mit der Macoute-Armee vier Monate später in einer Palastrevolution. Selbstverständlich protestierte niemand gegen den Sturz der Manigat. Nicht einmal eine kleine Straßendemonstration. Nicht einmal ein kleiner heuchlerischer Protest der internationalen Gemeinschaft. Für Manigat immer nach Macht dursten zu können, das war eine lange Wüstendurchquerung bis zu den Wahlen des 7. Februar 2006. Dieses Mal wird sich Mirlande tatsächlich unter Manigat durchwühlen. Als Bewerberin für den Senat im Departement West wird sie die Kraftprobe versuchen, mehr Stimmen zu erhalten als Leslie, sein Megalomane von Ehemann. In guter Ehetradition wird sie ihren Sieg feiern auf dem Altar der Phallokratie.
Es wäre heute schwierig sich eine genaue Vorstellung über die wirkliche oder angenommene Popularität von Mirlande Manigat zu machen. Man kann das gewiss nicht versuchen aufgrund der offiziellen Zahlen, die durch das CEP veröffentlicht wurden. Manigat hat es nie geschafft, eine gute Verbrennung zu finden und die Geheimnisse der „Alchimie des Wortes“ zu lüften.“
In der Tat ist ihr Fehler die abgehobene intellektuelle Qualifikation. Ihre schulmeisterliche Rede lässt die große Menge der Wähler nicht vibrieren, und ihr politisches Niveau passt gelegentlich zu jenem einer jugendlichen Klatschgemeinschaft. In Wirklichkeit war es der machiavellische Plan Prévals, Mirlande Manigat die Illusion des ersten Wahlganges zu lassen, bevor sein eigener Hauskandidat in die Stichwahl einzöge. Falls die Stichwahl tatsächlich am 20. März stattfinden kann, wird die Manigat-Professorenaufgabe nicht einfach sein. Sie wird einem Meistersänger gegenüberstehen, der Michel „Sweet Micky“ Martelly heisst.
Das ist ein erstaunlicher Durchbruch. Letzten Monat wurde Michel Martelly in „Le Monde Diplomatique“ als Putschist und „junger duvalieristischer Dealer“ vorgestellt, und in ihrer letzten Ausgabe erinnert die französische Zeitschrift „Paris Match“ daran, dass „der Sänger ebenfalls ein sehr gefürchteter Freund des Oberstleutnants Michel Francois war, Chef der Port-au-Princepolizei, während der blutigsten Stunden des Staatsstreiches von 1991. Nach und nach beginnt die internationale Presse sich eine Idee über die wahre Persönlichkeit zu machen, die sich hinter der Maske von Sweet Micky versteckt. In der Tat während des blutigen Putsches von 91-94 war Sweet Micky ein enger Kollaborateur der Putschisten geworden, so dass der blutige Polizeikommandant Michel Francois ebenfalls den Beinamen von Sweet Micky angenommen hatte.
Während die Soldaten ihre Opfer mit Armumdrehen töteten, und auch die paramilitärischen Kräfte der FRAPH diese ungestraft massakrierten, amüsierte Martelly die Gesellschaft. Man klagt ihn sogar an, persönlich an den Todesorgien teilgenommen zu haben. Sweet Micky wurde nie verfolgt wegen Mitschuld in der Ausübung der Verbrechen gegen die Menschheit. Im Gegenteil. Einige Jahre nach der Militärdiktatur wurde er vom Bürgermeister von Port-au-Prince aufgefordert, am Karneval teilzunehmen und der Unzufriedenheit über die kakifarbenen Mörder Ausdruck zu geben.
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