Lateinamerika nutzt Wasserkraft und Gas als primäre Quellen zur Gewinnung von Elektrizität. Der Anteil der Kernenergie ist im Hinblick auf die Gesamterzeugung mit rund 2 Prozent nur minimal und konzentriert sich auf Argentinien, Brasilien und Mexiko. Chile und Venezuela haben ihre nuklearen Ambitionen schon vor Monaten angekündigt. Angesicht des verheerenden Erdbebens in Japan und der daraus resultierenden atomaren Katastrophe warnen Umweltorganisationen in Lateinamerika vor einem Desaster.
Sebastián Piñera, Präsident von Chile, wird beim am Wochenende bevorstehenden Besuch des amerikanischen Präsidenten Barack Obama ein Abkommen über die Zusammenarbeit beider Länder bei der Nutzung von Kernkraft unterzeichnen. Das Abkommen schafft den institutionellen Rahmen für die Absicht Chiles, mindestens ein Kernkraftwerk zur Stromerzeugung zu installieren. Kritiker weisen darauf hin, dass Chile eine ähnliche Seismizität wie Japan aufweist. Der Bau eines Atomkraftwerks birgt nach ihrer Meinung eine potenzielle Gefahr für das Land. Gleichzeitig erinnerten sie an des Erdbeben, welches am 27. Februar 2010 hunderte Menschen tötete. Die Erschütterung hatte eine Stärke von 8.8 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala und war das stärkste Erdbeben in Chile seit fast 50 Jahren und das sechststärkste Beben, das weltweit seit Beginn der seismischen Aufzeichnungen im Jahr 1900 je gemessen wurde.
Chile leidet unter Energieknappheit. In diesem Jahr wird ein Wirtschaftswachstum von voraussichtlich 6 Prozent erwartet. Argentinien, einst der wichtigste Lieferant von Flüssiggas, schnitt seine Gasexporte für die verstärkte Nachfrage seiner eigenen Industrie ab. Die Situation in Venezuela ist ähnlich. Die bolivarische Republik, stark abhängig von der Wasserkraft, erlitt durch die Dürre im Frühjahr 2010 einen starken Einbruch ihrer Wirtschaft. Auf der Suche nach neuen Energiequellen unterzeichnete Präsident Hugo Chávez mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin ein Abkommen für die gemeinsame Entwicklung eines friedlichen Atomprogramms. In der Vergangenheit hatte das Land erfolglos versucht, Nukleartechnologie aus Argentinien, Brasilien, Iran oder Frankreich zu erhalten.
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