Am späteren Vormittag landete dann das Privatflugzeug mit dem Tross des Ex-Präsidenten, der sich immer noch als legaler Präsident betrachtet. In einer blendenden Gruß-Adresse beteuerte Titid in 10 Sprachen, so langsam und gut artikuliert dass sogar ich sie „verstand“, seinen Dank an die gastgebenden Präsidenten während seiner siebenjährigen Odyssee, sein Mitgefühl für all die Opfer der Katastrophen, selbst heute in Japan, und seine friedlichen Absichten für das Land, an das er voll glaube, mit all seinen Schätzen, die immer noch in der Erde versteckt seien. Er forderte dazu auf, seine Bewegung Fanmi Lavalas wieder in die Politik aufzunehmen. Der Ausschluss von Fanmi Lavalas sei der Ausschluss der Mehrheit. Doch für diesmal war es zu spät.
Zwei Tage später schlug sie dann, die Stunde der Wahrheit. Für 4.7 Millionen Wähler und Wählerinnen waren die Urnen geöffnet, von 6 bis 17 Uhr. Schon am Vorabend gab es noch Tote. Zwei Aufkleber von Wahlplakaten und ein Senator. Und Wyclef Jean wurde knapp verfehlt, der Schuss ging in die Hand – er lg im Spital. Nach Gerüchten, weil die Amis Unruhe stiften wollten, um das Volk glauben zu machen, das sei wegen der „durchgestierten“ (sd=durchgeboxten) Rückkehr von Aristide. Die Amis sind auch Arme, die müssen doch immer schuld sein … Im Nordosten gab es Verletzte, auch Soldaten und Polizisten, und einige Wahllokale mussten für Stunden geschlossen werden. Sonst aber ging das meiste gut. Die einzige Kritik betrifft das Fehlen von Wasser und Seife in den Wahlbüros. Dafür sind eben nicht die Soldaten, sondern die (Gesundheits-)Politiker zuständig.
Also, in der zweiten Wahlrunde für das neue Staatsoberhaupt trat die einstige First Lady Mirlande Manigat gegen den Sänger Michel Martelly an. Beide sollen nichts gegen die Ankunft des Ex-Präsidenten haben, der sich immer noch als legitimer Präsident betrachtet, aber ganz zweifellos hat er den beiden jetzt die Show gestohlen.
Nun ist er gewählt, der Kahlkopf alias Sweet Micky, als neuer Präsident. Da bin in mir sicher. Das Welttheater kann weitergehen. Aristide hat seine Forderung bereits gestellt. Und hinter einer Mauer schielt Duvalier hervor. Und hinter andern Mauern noch ein paar andere. Sie schielen zum Beispiel auf ein paar interessante Ministerposten. Und die regierenden Nichtregierungs-Organisationen, die müssen nicht einmal schielen. Sie haben ihre einträgliche Schattenregierung ja schon, sogar ohne die Wahlen.
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