Auswandern nach Tobago: Dem Himmel so nah

Biotop

Datum: 10. Januar 2010
Uhrzeit: 18:16 Uhr
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Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Fast jeden Morgen,  wenn ich aufwachte, fiel mein Blick als erstes auf einen enorm großen Gecko. Er lag stets auf einer Mauer unter dem Dach, hoch über meinem Bett, um dort die Morgensonne zu genießen. Seine Länge schätzte ich auf etwa einen halben Meter, den Schwanz mit eingerechnet. Sein grauer, relativ massiger Körper erinnerte mich eher an einen jungen Alligator, als an eine Echse.  Erhob ich mich dann aus meinem Bett, verschwand er lautlos. War er einmal nicht da, dann fehlte irgendetwas. Neben diesem großen Gecko gab es natürlich viele kleine in den unterschiedlichsten Farbtönen, die überall an den Wänden hingen, um Fliegen, Moskitos und Nachtfalter zu fangen. Am meisten mochte ich die farblosen. Sie schienen durchsichtig zu sein und hatten an ihren Zehen kleine Saugnäpfe, mit denen sie sich an den Wänden festhalten konnten. Davon gab es ganz winzige, gerade mal etwa einen Zentimeter lang.

Aber leider entdeckten wir auch andere Haustiere, die wir nicht so sehr schätzten. So erschien jeden Abend eine Rattenfamilie oben auf den Stützträgern unserer Terrasse, die stets aus dem offenen Spalt unter dem Hausdach herausschlüpfte. Also kauften wir Rattengift, so tierlieb wir auch waren. Tatsächlich blieben danach die Rattenbesuche aus. Doch ein paar Tage später entdeckte ich einen dicken Rattenschwanz, der unter einer Kommode hervor lugte und fand dort eine ausgewachsene Ratte. Sie lebte zwar, jedoch wies sie Lähmungserscheinungen auf. Einerseits tat das Tier mir unendlich leid, jedoch konnte ich es ja nun wohl nicht gesund pflegen wie einen Hund oder eine Katze. Also rief ich einen unserer Arbeiter. Er legte die Ratte in einen Karton und verschwand damit. Hinterher erfuhr ich, dass er das Tier einfach in den Fluss geworfen hatte. Ich durfte gar nicht darüber nachdenken.

Aber unser Rattengift hatte anscheinend nicht die ganze Familie ausgerottet. Etwas später, als ich eines Nachts aufstand, sah ich im  Halbdunkel der Küche gerade noch einen kleinen Schatten weghuschen. Dies wiederholte sich ein paar Mal, bis ich eines Nachts  eine kleine, junge Ratte überraschte, wie sie auf den Küchenmöbeln vermutlich nach etwas Essbarem suchte. Von da an achteten wir peinlich genau darauf, dass auch nicht ein Krümel herum lag. Jedoch das Rattenbaby kam nach wie vor. Ich unternahm auch nichts gegen dieses kleine possierliche Tierchen. Wir räumten nur stets alle Lebensmittel weg. Irgendwann musste sie verstanden haben, dass es bei uns nicht zu holen gab, denn sie kam nicht wieder.

Von Woche zu Woche gestaltete sich der Garten immer schöner. Bedingt durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit konnte man den Blumen und Pflanzen beim Wachsen fast zusehen. Entlang der Terrasse fingen bereits die ersten Blumen in den herrlichsten Farben an zu blühen. Früh morgens, wenn wir draußen frühstückten, beobachteten wir oft kleine Kolibris, wie sie sich an dem Blütennektar labten. Auch viele andere Vogelarten in den buntesten Farben, die wir nicht kannten, entdeckten wir.

Ich konnte aus der wilden Schönheit, der Vielfalt und Unberührtheit dieser Natur hier viel Kraft schöpfen. Am Abend, wenn ich total erschöpft vor dem Haus saß, brauchte ich keinen Fernseher und auch kein Buch. Ich konnte einfach nur sitzen, den Geräuschen der Natur lauschen und in den Sternenhimmel schauen. So bald die Dunkelheit hereingebrochen war, begann der Regenwald zu leben.

Am Ende unseres Grundstücks befand sich eine Mulde, die sich in der Regenzeit mit Wasser füllte. Dieser kleine Teich gestaltete sich in kürzester Zeit zu einem reizvollen Biotop. Die verschiedensten Schilfgräser säumten das Ufer, aus dem Wasser wuchsen blühende Gräser und  eine Art Seerosen. Natürlich war diese Idylle auch sofort besiedelt. Frösche hüpften schnell von den aus dem Wasser ragenden Steinen, wenn ich auftauchte. Libellen in den buntesten Farben schwirrten zwischen den Gräsern herum, und verschiedene Wasservögel hielten sich hier auf, denn Nahrung fanden sie genug. Dort am Ufer setzte ich mich ab und zu gerne ins Gras und beobachtete dieses Naturschauspiel. Es war so eine friedliche Stimmung, dass ich oft alles um mich herum vergaß. Leider verschwand diese ganze Idylle in der Trockenzeit wieder. Der Teich trocknete komplett aus, die Wasserpflanzen gingen ein, und die Tiere verlagerten ihren Lebensraum in andere, feuchtere Regionen.

Hier war ich der Natur so nah, dass ich manchmal dachte, Schöneres konnte es gar nicht geben.

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In „Abenteuer auf Tobago“ erzählt Solveigh Köllner von all den Abenteuern und Gefahren, aber auch von der einzigartigen Natur der Insel im karibischen Meer und den faszinierenden Eindrücken einer fremden Kultur.

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