Chilenische Mumien sind älter als ägyptische Mumien

mumie

Die Chinchorro-Mumien, die im Juli 2021 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, sind die ältesten Mumien der Welt (Foto: Museo Universidad de Tarapacá San Miguel de Azapa)
Datum: 27. Februar 2024
Uhrzeit: 15:19 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Wenn man von chilenischen Mumien hört, ist das vielleicht etwas, was viele seltsam finden. Es ist fast unmöglich, Mumien nicht sofort mit dem Bild des alten Ägypten zu assoziieren. Pyramiden, Sarkophage, Flüche usw. – all diese Themen sind tief in der Volkskultur verwurzelt, so dass viele Laien davon ausgehen, dass es sich um ein lokales Phänomen in der Geschichte dieser Region handelt. Die Realität könnte jedoch kaum anders aussehen, denn sie tauchen auch in vielen anderen Kulturen auf, auch in denen, die Brasilien nahe stehen. In Amerika gibt es zum Beispiel die berühmten Mumien von Guanajuato, und in Peru wurden Mumien gefunden, die noch vor den Inkas existierten. Ägypten gilt nicht einmal mehr als das älteste Beispiel für Mumien in der Geschichte, da nachgewiesen wurde, dass die Menschen in Chile ihre Körper bereits vor rund 7.000 Jahren mumifizierten. Die Entdeckung wurde in einem alten Friedhof des Chinchorros-Volkes gemacht, das die Region bewohnte, die heute als Atacama-Wüste bezeichnet wird.

Die Chinchorros waren eine uralte Siedlung von Jägern und Sammlern, die um 5.450 v. Chr. zwischen dem Norden Chiles und dem Süden Perus siedelten. Die bisher gefundenen archäologischen Funde deuten darauf hin, dass sie ursprünglich aus dem Amazonasgebiet in Küstennähe stammten und irgendwann nach Chile eingewandert sind. Als sie in Atacama ankamen, begannen sie mit einer Bestattungspraxis, die darin bestand, ihre Toten in den trockenen Sanden zu begraben, die heute aus alten Friedhöfen bestehen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die Chinchorro-Friedhöfe sind von unschätzbarem archäologischem Wert und helfen uns, mehr über die Praktiken dieser Kultur zu erfahren, insbesondere im sozialen und spirituellen Bereich. Und hier zeigt sich der Hauptunterschied zwischen chilenischen und ägyptischen Mumien. Im alten Ägypten war die Mumifizierung nur der gesellschaftlichen Elite, wie den Pharaonen, vorbehalten, während die Chinchorros dieses Recht ihrem gesamten Dorf zugestanden.

Der Mumifizierungsprozess der Chinchorros

Der Mumifizierungsprozess der Chinchorros unterscheidet sich ebenfalls stark von dem der Ägypter. Zunächst wurden den chilenischen Mumien die Haut und die Organe entfernt. Sobald die Körperhöhlen trocken waren, wurde die Haut wieder angenäht. Dann wurden die Mumien in Stoffe aus Schilfrohr, Seelöwenhaut und auch Alpakawolle eingewickelt. Schließlich wurden die Gesichter der Toten mit einer Tonmaske mit Öffnungen für Augen und Mund bedeckt. Auch Perücken aus Menschenhaar wurden den Mumien aufgesetzt und erst dann wurden sie in der Wüste begraben, um für immer konserviert zu werden. Der deutsche Archäologe Mas Uhle war der erste, der eine Chinchorro-Mumie dokumentierte. Er entdeckte die Leichen 1917 an einem Strand. Aufgrund des Zeitpunkts der Entdeckung war es jedoch noch nicht möglich, das Alter der chilenischen Mumien genau zu bestimmen. Dies wurde erst mit der Entwicklung der Kohlenstoffdatierungstechniken in den folgenden Jahrzehnten möglich. Seitdem wurden in der gesamten Atacama-Wüste Hunderte von neuen Mumien gefunden. Die lokalen Gemeinschaften wussten schon lange von den Mumien, da die Gräber nicht sehr tief waren und die Leichen auch von Tieren leicht gefunden werden konnten.

Klimawandel bedroht chilenische Mumien

Derzeit besteht große Sorge um die Erhaltung der Gräber der Chinchorros, die in den letzten Jahren dem Klimawandel zum Opfer gefallen sind. Die Einwirkung der Naturelemente gefährdet die Erhaltung der Leichen. Die Archäologen haben Schwierigkeiten, Mittel für die Bergung der Mumien zu finden. Bernardo Arriaza von der Universität Tarapacá gab dem Guardian ein Interview, um auf diese Bemühungen aufmerksam zu machen. Arriaza zufolge sind die chilenischen Mumien auch in den Museen nicht frei von den Auswirkungen des Klimawandels. Die Feuchtigkeit in der Umgebung begünstigt die Entstehung von Schimmel, der die Zersetzung der Leichen beschleunigt. Seit 2022 wird in Arica ein klimatisiertes Museum gebaut, das dazu beitragen könnte, chilenische Mumien vor den Chinchorros zu schützen.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Leider kein Kommentar vorhanden!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!