Nach den Wahlen in Haiti: Volk erwartet „Großes“ von Martelly

martelly

Datum: 06. April 2011
Uhrzeit: 07:25 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
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Nach der Wahl von Sweet Mickey zum Präsidenten von Haiti erwartet das Volk Essen, Gesundheit, bezahlte Arbeit, Bildung und eine Zukunft für die Kinder – zB unentgeltliche Schulen – Friede und Sicherheit. Dinge, die in Haiti leider nur in Diktaturen funktionierten. Die Menschen erwarten jetzt, dass es auch mit dem neuen Präsidenten hinhaut, mit oder ohne Demokratie. Sie möchten leben wie die Menschen andernorts. Und sie möchten SICH leben können. Sie fordern Menschenrechte ein. Das Volk erwartet, dass es Micky besser macht als seine Vorgänger- und die Krawattenmenschen, die im Nachbarland der Dominikanischen Republik ein paar Monate teure Ferien gemacht haben. Sie glauben allen seinen Versprechungen, zum Beispiel, dass er mit Diebstahl und Korruption aufräumt.

Und die MINUSTAH – ja die sind, wie die Hilfswerke und die Medien mit ihren Journalisten, guten Willens, aber sie haben Vorstellungen aus einer anderen Kultur. Sie sind nicht lange genug da (die Journalisten oft nur ein paar Tage in einem Ghetto-Hotel, die Helfer ein paar Monate, die Soldaten im besten Fall ein paar Jahre) – und kennen nur Geld und Gewalt, um ihre – vielfach falschen – Vorstellungen durchzusetzen. Sie sind nicht einmal imstande mit dem Volk zu sprechen, viele können nicht einmal Französisch- das Volk ohnehin nicht. Also sprechen die flüchtigen Gäste Englisch, das Volk Kréol- und damit aneinander vorbei.

Eine Sache der Kultur ist natürlich der Glauben – wir sagen Aberglauben. Manchmal stimmt es vielleicht sogar, nach Berichten der Franzosen, dass die MINUSTAH das Böse, die Cholera gebracht hat. Die AMIS sagen das sei gelogen, die Mannen aus Venezuela ohnehin – die lügen auch wieder aneinander vorbei. Ich muss aufhören, sonst gibt es wieder ein neues Buch

Bezüglich dem Kahlkopf war ich auch lange skeptisch. Aber ich habe mich dem kleineren von zwei Übeln gefügt. Und jetzt kann man ihm nur noch überzeugt viel Glück wünschen. Wenn er das fertig bringt, was all die Besserwisser nicht geschafft haben, dann hat das Weltgesicht seine nächste Schlappe eingefahren.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Jean-Luc

    Die Frage ist vielleicht, wieviele politisch-kompetente Leute werden seinen Vorschlägen folgen oder fühlt sich die Elite berdrängt und hebelt Martelly aus, daß er die Wahlperiode nicht übersteht. Vielleicht hat auch die letzte Katastrophe bewirkt, daß manche der Elite zum Umdenken bereit sind.

    Präsidenten aus dem gewohnten Umfeld gab es genug, die nicht viel fürs Land bewirken wollten. Vielleicht liegt die Chance darin, daß er anders rangeht. Die Gefahr ist, daß das politische Geschäft bisher nicht sein Metier war.

    Egal wer den Job angetreten hätte – erst hinterher kann man sagen, was es bewirkt hat.

  2. Danke Jean-Luc,

    ja auf die Entourage kommt es an, die kann echte Mehrheiten nachposten oder auch wieder nicht allen passen. So ist Tèt kale auch von allerhand Köpfen umgeben, auch von behaarten, bis zwischen die Zähne. Sogar Aristide will „still“ mitregieren. „Still“ ist relativ und das kann auch provozieren. Will Baby Doc wohl auch noch? …

    Otti

  3. 3
    Jean-Luc

    Und die Welt will lieber Headlines schreiben mit Aristide oder Duvalier. Der Wunsch nach Boulevard ist größer als das Interesse am Land. Wyclef im Wahlkampf angeschossen hört sich eben gut an.

    Und dafür wird der musikalische Werdegang und die musikalische Bedeutung von Martelly verfälscht dargestellt, und alle schreiben den Quatsch ab.

    Jetzt können alle Journalisten leicht zweifeln, ob er es kann – aber wenn jemand anders Präsident wäre, würde sich niemand dafür interessieren.

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