Das, was dann mit uns geschah, verbuche ich seither als typisch kubanischer Amtshandlung: Wir mussten eingestehen, dass wir uns ein Fehlverhalten geleistet hatten, und bedauerlicherweise nicht in der Lage waren, uns auszuweisen, fuhren die Polizisten mit uns eine halbe Stunde durch Havanna, so, als ob sie mit uns zu einem Kommissariat fahren wollten. Nebenbei wurde eine völlig betrunkene Transe eingesammelt, die uns dauernd um Zigaretten und Rum anschnorrte, das alles mit verwischter Wimperntusche und aus der Form geratenem Lippgloss. Lallte was von wegen: “Ich spuck dir einen Mojito ins Glas, fucking Tourist.” Oder so.
Ungefähr fünfzehn Minuten später wurden wir nach Zahlung von 10 CUC unweit des Bim Bom wieder auf die Straße gesetzt. Wir gingen zurück und tranken weiter. Bei dieser Gelegenheit lernte ich auch einen der bekanntesten Homosexuellen von Havanna kennen, die stets lautstarke, streitsüchtige, exaltierte Krawallschlampe La Rata. Und so sah der Gute auch aus. Wie eine geschminkte Ratte im weißen Tütüt auf Speed.
Um das Bim Bom ist es die ganze Nacht hindurch trunken laut, anzüglich, geschwätzig, nass und ja, auch unappetitlich. Aber man kann dort, wenn man ein paar Grundregeln einhält und nicht zimperlich ist, jede Menge Spaß haben.
Ich möchte noch einmal anmerken, dass ich hier keineswegs einem bestimmten Lebensstil das Wort reden möchte. Tatsache jedoch ist, dass es auch all das, was ich hier schrieb, auf Kuba, in Havanna gibt. Es gibt Trunksucht und Drogensucht, Prostitution, kratzbürstige oder liebestolle Transvestiten- und natürlich deren beste Freundinnen und Freunde. Man muss dort nicht hin gehen. Aber man kann – und wer bin ich, irgendjemand moralisch zu beurteilen, der sich dort einfindet – oder nicht?
In den frühen Morgenstunden, kurz bevor es wirklich hell wird, in der halben Stunde, in der die Nacht genauso da ist wie der kommende Tag, in der katzengrauen Dämmerung, fahren dann städtische Fahrzeuge im Gassenwerk um das Bim Bom und sprühreinigen die Gehsteige. Auch das habe ich gesehen, ein paar Mal, wenn die trunkene Unterhaltung nicht enden wollte und auch vor dem herandämmernden Morgen nicht zurückwich.
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