Angela war der Meinung, wenn wir verreisten, dann sollten wir endlich einmal etwas Sinnvolles tun. Wir hatten beide schon früher Lust gehabt, in der Entwicklungshilfe zu arbeiten. Ich fand allerdings, dass das Gleitschirmfliegen in Australien oder Argentinien ein sehr sinnvoller Zeitvertreib ist. Man tut niemandem weh, hält niemanden von etwas ab, tut nichts anderweitig Schlimmes. Etwas Sinnvolles ist die Abwesenheit von etwas Sinnleerem, frei nach Hegel. Also schloss ich alle sinnleeren Tätigkeiten aus und übrig blieb: das Gleitschirmfliegen. Angela bestand auf Ihrer Definition.
Wir sprachen Hilfsorganisationen an, um unsere Talente und Professionen anzubieten, wir wollten für ein halbes Jahr Entwicklungsarbeit leisten. Eine Auszeit nehmen, anderes Kennenlernen und hilfreich sein. Wir wollten uns jedoch nicht völlig einem Hilfsprojekt verschreiben, sondern auch noch etwas Urlaub dabei machen (wie nahe beides beisammen liegt, haben wir erst in den einschlägigen Beachclubs in Haiti gelernt).
Ich selbst arbeite als Manager für Business Intelligence, bin Ingenieur, Mechaniker, Pilot, habe alle Führerscheine. Die Welthungerhilfe antwortete uns auf unser Angebot lapidar sinngemäß mit „kein Interesse“. So erging es uns auch bei einigen anderen Organisationen. Den DED muss ich ausdrücklich aus der Kritik herausnehmen, hier war die Antwort durchaus positiv, aber mittlerweile hatten sich unsere Pläne schon in eine andere Richtung entwickelt – davon später mehr.
Was ich gerne jedem Haitiinteressierten als Tipp mit auf den Weg geben möchte: Nimm Dir Crychtons Roman „Pirate Latitudes“ mit auf die Reise. Die Bilder von der Karibik, gemischt mit den täglichen schockierenden Neuigkeiten der Einheimischen und den beeindruckenden Landschaften lassen einen schauerlichen Seeräuberroman ganz wirklich und aktuell erscheinen.
Selbstverständlich kommt auch mein Gleitschirm mit auf eine solche Reise. Vielleicht lässt sich in Haiti ja das eine oder andere Fluggebiet entdecken, und wir bleiben dann dort und bieten fortan Scouttouren für Paraglider an. Mittlerweile habe wir einige Spots entdeckt, aber davon später. Morgen will ich von unserer Ankunft in Port-au-Prince und dem ersten Treffen mit Otto Hegnauer ertählen, mit dem wir Haiti entdecken durften.
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