Einer der Gründe, warum ich sehr gerne und deshalb oft nach Kuba reise ist, weil es mich herausfordert.
Meiner ersten Kubareise ging ein verquerer Gedanke voraus:
“Wenn man aus allem die Reibung nimmt, bleibt Beliebigkeit. Kuba ist in vielen Belangen des Lebens spröde und schwer zugänglich – und genau das macht seinen eigenen Reiz aus: Es liegt verheißungsvoll vor mir, ohne sich anzudienen. Im Vergleich zu Spanien oder Italien mit all ihren Gesetzen für alle Lebenslagen erweist sich Kuba als geradezu sperrig, wilder, aber auch unschuldiger. Das Leben auf Kuba ist voller Unstimmigkeiten und Reibungen, und genau das reizt Reisende wie mich ganz besonders.
Die Beliebigkeit eines Zieles wäre ein Grund, dort nicht hin zu reisen. Und eines ist Kuba ganz gewiss nicht: beliebig.
Das Leben auf Kuba erfordert von den Menschen eine ganz besondere Muskulatur, eine, die es möglich macht, aus dem entbehrungsreichen Leben, das sie vorfinden, ein Mindestmaß an Würde und Freude zu gewinnen. Diese ausgeprägte Muskulatur der Seele der Kubaner macht diese Menschen für mich so attraktiv, dass ich immer wieder zu ihnen reise und sie um mich haben möchte. Ihnen fehlt die Schlaffheit eines gesättigten Menschen, dem jenseits der Erfüllung der Grundbedürfnisse als Steigerung nur die Dekadenz bleibt – die Kubaner haben sich jene ursprüngliche und unschuldige Wildheit bewahrt, die den Menschen dazu bewegt, für etwas zu kämpfen, sich mit anderen zu verbünden, und trotz blutgetränkter Erde das Lachen nicht zu verlernen.
Ein kurzer und oberflächlicher Blick in die Geschichte Kubas müsste klar machen, dass Blut, Trauer und Kampf Wegbegleiter der kubanischen Geschichte sind. Wie kaum ein anderes Land hat es die Begehrlichkeiten anderer Länder und Reiche auf sich gezogen, selten wurde ein Land ungenierter und gieriger geplündert, gerodet und unterworfen wie Kuba – und selbst der Versuch, Kuba aus all diesen Begierden freizuschlagen, führte zu einer neuen Abhängigkeit, deren Trümmer sogar jetzt noch den Blick auf die Geschichte verstellen.
Hallo,
Ich mag wie Sie schreiben.
Nur als kleine Ergänzung:
„Wenn man heute nach Kuba reist, wird man von den Immigrationsbeamten am Flughafen mit dem Vornamen angesprochen.“
Das ist nichts Ungewöhnliches bei den Latinos. Für uns mag das manchmal unhöflich erscheinen. In Zentral- und Südamerika wird diese Form der Ansprache oft verwendet. Die uns bekannte Form bestehend aus Señor + Familienname wird eher als sperrig empfunden und nicht so oft verwendet.
Hi DarkKiwi,
Vielen Dank für den freundlichen Hinweis. Ich persönlich und meine Freunde finden diese Form des Empfangs eigentlich sehr ansprechend und positiv. Mein Eindruck, diese Begrüßung könnte auf Basis einer Direktive umgesetzt werden beruht darauf, dass ich mich nicht erinnern kann, früher schon mal bei der Einreise nach Kuba so angesprochen worden zu sein. Vielleicht war ich damals aber auch zu erschöpft von der elendslangen Fliegerei, um das mitzubekommen :-)
Danke für das Kompliment bezüglich Schreiberei!
Liebe Grüße,
Peter