Vorneweg gesagt, ich wünsche mir natürlich, dass Hugo Chávez wieder gesund wird. Auch wenn ich keinesfalls mit seiner Politik und seiner Revolution einverstanden bin, möchte ich doch lieber eine Wahlniederlage im kommenden Jahr sehen als ein frühzeitiges Ableben im fernen Kuba. Auch dem kommunistischen Inselstaat kann daran ja nicht gelegen sei, würde es als Versagen des doch sonst so hochgelobten Gesundheitssystems verstanden werden.
Der Führer der bolivarischen Revolution ist also krank! So krank, dass die Gerüchte überhand nehmen. Aus Havanna ist nicht zu vernehmen, hier heißt es lapidar, es sei eine rein venezolanische Angelegenheit. Aus Caracas hiess es offiziell, Chávez sei ein Beckenabszess entfernt worden und befinde sich auf dem Weg der Genesung. Danach wurde es still um den Sozialismus des 21. Jahrhundert. Doch als nach 14 Tagen die Spekulationen immer mehr zunehmen, wird es ganz dramatisch. Nun ist von einer „Schlacht für das Leben und der unmittelbaren Zukunft der Heimat“ die Rede. Von Staats- und Regierungschefs aller Kontinente seien Genesungswünsche eingegangen, im ganzen Land würden Protestanten und Katholiken für ihren „Comandante“ beten, so Außenminister Nicolás Maduro in einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Und Stunden später stimmt auch die Mutter der Staatspräsidenten ein. Sie hat nach einem von Staatsgeldern bezahlten Besuch am Krankenbett zu Gebeten für die Genesung ihres Sohnes aufgerufen.
Der sonst so omnipräsente Chávez macht sich wochenlang rar, gibt selbst keine Auskunft und verbietet anderen anscheinend ebenfalls, genauer darüber zu reden. Regieren tut er – vermutlich nicht ganz verfassungskonform – vom kubanischen Krankenbett aus. Dort hat er Raúl und Fidel Castro empfangen, von dort aus hat er nach zweiwöchigem Schweigen auch mal wieder getwittert. Seine Familie sei dagewesen, er habe ein „Bad der Liebe“ erfahren. Und natürlich würde man siegen. Venceremos!
Aber über was? Die Knieoperation? Den Beckenabszess? Den Prostatakrebs? Oder über die, die die Wahrheit herausfinden wollen? Die Opposition, der US-Geheimdienst, Parteimitglieder, Wähler, Fans seines Blogs und die Verfolger auf Twitter? Die „Alô Presidente“ – Abonnenten, die am heutigen Sonntag in die Röhre gucken mussten? Die Erkrankung des Hugo Chávez beflügelt nicht nur die Fantasie aller Beteiligten, sie sorgt vielmehr für Unruhe. Der Garant für verbale Ausrutscher schweigt, die Schelte am Imperialismus bleibt erstmals seit Jahren aus. Und auch verfolgte Diktatoren wie Mummar al-Gaddafi kommen nicht in den Genuss von verteidigenden Worten.
Stellt sich natürlich auch die Frage, warum lässt er sich im Bruderland Kuba behandeln? Weil er sich dort zufällig aufhielt oder weil es tatsächlich kritischer ist als offiziell dargestellt? Am 5. Juni war Chávez mit Krückstock aufgrund angeblicher Knieprobleme nach Brasilien aufgebrochen. Danach flog er nach Ecuador weiter und kam am 8. Juni in Kuba an. Bis dahin war alles Routine. Am 10. Juni hieß es dann jedoch plötzlich, er habe sich einem Noteingriff unterziehen müssen. Im Umkehrschluss heißt das ja, dass keine Zeit blieb, das karibische Meer zu überqueren und nach Caracas zurückzukehren. Die dortige Ärzteschaft zeigte sich indessen erzürnt und erklärte, den Beckenabszess hätte man auch dort entfernen können. Man sei dementsprechend ausgestattet.
Wie sehr die Gerüchteküche auch brodelt, eines wird von der Regierung in Caracas stoisch wiederholt. Am 05. Juli wolle Chávez zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Venezuelas wieder im Land erscheinen. Was zu weiteren Mutmaßungen führt. Der Populist und gewiefte TV-Moderator könnte dies für einen bombastischen und damit populistischen Auftritt nutzen und damit gleichzeit so ganz nebenbei den Wahlkampf für seine erneute Wiederwahl 2012 einläuten. Und mit seinem gewonnenen Kampf gegen die „Krankheit“ als Bonus noch Sympathiepunkte sammeln. Venceremos!
Eins ist Fakt – ist er wieder in aller Munde – weltweit ….
Was könnte ihm besseres passieren … ?!
( Achtung – Ironie )
„möchte ich doch lieber eine Wahlniederlage im kommenden Jahr“
Laut Umfragen schaut es aber nicht so aus als würde Chávez verlieren…
ich denke mal, dass die zerstrittene bande der sogenannten oppositionspolitiker keine chance haben werden, könig hugo vom tron zu stossen.
dass er am 5.7. in caracas sein wird, kann man sehen wie man will.
auf jeden fall nutzen die chavistas die medien voll und ganz zu ihrem nutzen.
Es spekulieren viele, daß bei der Parade am 5. Juli das Pferd, welches traditionsgemäss Simon Bolivar’s Degen trägt, vielleicht auch eine Urne mit Hugo’s Asche tragen darf. Ich selber glaube nicht daran.
In Anbetracht des Ausmasses des Elends, das Chávez über Venezuela gebracht hat, ist es schon fast nebensächlich, was eines Tages seinem Treiben ein Ende setzen wird. Wichtiger ist WANN. Und da wäre heute besser als morgen.
Nun wird langsam klar, wer wen besiegen wird. Es waren wohl die Krebszellen, die aus ihm sprachen.
„Venceremos! Wie krank ist Hugo Chávez wirklich?“
Diese Frage wird mit jedem Tag interessanter.
Es ist schon ein Unterschied, ob jemanden die Haare ausfallen oder ob man sich seinen Schädel nur rasiert.
Mal sehen, wie weit man es noch treibt.