Dafür intensivierten sich die Kontakte mit dem Fussvolk, es kamen häufig einheimische Intellektuelle, Pfarrer, Lehrer, ein Arzt. aber auch Unbedarfte zu Melissa, und da fühlte ich mich stets gut integriert. Das hatte zudem den Vorteil, dass ich endlich etwas Kréol radebrechte, die Vorgänger hatten ja nur Französisch, Spanisch oder sogar Englisch „gesprochen“ und ihre Landessprache verleugnet. Was da sozial geschah, war eine unbegreifliche Lebenserfahrung, ähnlich den medizinisch-psychologischen Veränderungern, die etwas „begreiflicher“ waren. Unbegreiflich ist ja auch, dass es hier im Armenhaus der Welt mehr Millionäre geben soll als im Fluchtland Schweiz. Ob das zusammenhängt?
MEINE Neider waren wohl auch die auf die Schutzengel, die mich immer wieder überleben liessen: Unter der Erde, im Wasser, in der Luft und schliesslich beim grössten Erdbeben der Menschengeschichte. Umsomehr erregte ich die Schadenfreudigen, als mein Haus und mein ganzes Paradies zusammenkrachte, wie ein Kartenhaus. Und man schwelgte schweigend in Schadenfreude. Schadenfreude pflegt man eben zu verstecken, im Wissen, dass das etwas Schlechtes ist.
Wandle deinen Neid in etwas Positives (oder hast du keinen?), zB Bewunderung um, Du motivierst die vorher Beniedenen und wirkst Wunder. Das echte Gegenteil des Neides wäre die Gunst. Statt Gönnen von Missgeschick und Unbill Gunst von etwas Schönem oder Gutem. Das ist selten anzutreffen unter den Wesen, und unter den Menschen besonders.“Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muß man sich verdienen“, hat Robert Lembke scheint’s dazu gemeint.
Den Eulen attestiert man Klugheit. Aber so klug können nur Menschen scheissen. Die scheuen Eulen und ihre noch scheueren Eltern sind verschwunden, damals am 12. Januar. Sie wurden ja auch obdachlos, wie die Millionen. Oder gerieten in den Trümmertod, wie die 316’000. Eine aber ist wieder erschienen, nach einem Jahr. Zwar allein, ihre Heimat hat sie wieder gefunden. Sie sucht jetzt ihren Partner, ihr Haus, ihre Höhle, vielleicht mich … Ja, Sie hat schon gelernt, dass Überleben eine Kunst, und eine Chance ist. Und dass es weitergeht.
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