Nachdem am 11.März 1802 die Festung Fort Jacques ob den Schwarzen Bergen nach zwanzigtägiger, heldenhafter Verteidigung gegen eine 14 fache französische Übermacht gefallen war, versammelte der selbsternannte Kaiser Jakob I. seine übrig gebliebenen Mannen – sie waren durch unterirdische Notausgänge entwichen – wieder in seiner jetzigen Heimat, den Bergen von Cahos, um sich von dem blutigen Pyrrhus-Sieg zu erholen und zu rehabilitieren.
Es fanden auch hier bedeutende Schlachten gegen Weltmächte statt, und heute zeugen historische Baudenkmäler und geschichtliche Mauermalereien von glorreichen Zeiten. Cahos und Chaos liegen hier nah nebeneinander. Denn wieder ist in der Gegend eine Katastrophe sondergleichen am Ablaufen, da sind die Medien der Welt aufgerufen, aufzuschreien, dass die Loua (Götter des Vaudou) oder wer auch immer helfen und den Tod eines ganzen Volkes verhindern mögen. Diesmal nicht den Helden-, sondern den Seuchentod. Was kann ich da anderes als mitschreien und hoffen, dass mächtigere Medien den Ruf aufnehmen und weitergeben, helfen zu wirken und zu bewirken. Eine haarsträubende Situation ist in den Bergen von Cahos entstanden (Artibonite, im Norden),
Die Katastrophe spitzt sich zu. Hilfsorganisationen (PAPDA / SOFA / MITPA / PRODSAK etc.) und Bauern der Abgeschiedenheit, die sich zusammen gruppieren, sie schreien. Die abgeschiedenen Gegenden sterben stillschweigend aus. Cholera und Schnitter Tod wüten um die Wette. Regierungs- und Nichtregierungsverbände verzehren sich in der Nähe der Aktionszentren, die sich auf die grösseren Siedlungen beschränken. Die Welthilfe, MINUSTAH und Hilfswerke, sie alle haben sich verschluckt. Die Medien sind abgeschlichen, verstecken sich in der Normalität und narkotisieren.
Die noch überlebenden Bauern nehmen die Triebkraft selber in die Hand und wenden sich mit einem Flugblatt an die nationale und internationale Presse, um die Bevölkerung auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen, da die Sterberate alarmierend ist und täglich ansteigt. Die wildesten Zahlen zirkulieren, es stimmen wohl keine mehr.
Die dahinsiechende Bevölkerung wird geprägt von Hoffnungslosigkeit. Kleine Gemeinden wie La Croix, Chenot 5 und 6, Marchand Dessalines, Pérodin, Médor und andere sind so abgelegen, dass sie weder von den Hilfsgeldern nach dem Erdbeben noch von den Strategien gegen die Cholera profitieren konnten. Sie erscheinen nicht auf den offiziellen Listen, 4 Gemeinden verfügen über ein einziges Behandlungszentrum mit nur 10 Betten und ohne Ausrüstung, geführt von jugendlichen Freiwilligen ohne jede Ausbildung. Die Opfer müssen auf Notbahren von Hand während 8 bis 10 Stunden hergetragen werden. Immer noch leben 80.000 Bewohner in ständiger Todesangst auf den Bergen von Cahos. Wie zum Tode Verurteilte beim Warten aufs erlösende Blutgerüst. Die Welt muss von dieser unerträglichen Situation erfahren, dass die ganze Bevölkerung in Schweigen und in der Gleichgültigkeit der zuständigen Organisationen dahinstirbt.
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