Kerstin Stegemann, 191-fache deutsche Fußball-Nationalspielerin, Doppel-Weltmeisterin und vierfache Europameisterin, ist momentan als Spielertrainerin der Bundeswehr-Auswahl bei den 5. Military World Games in Rio de Janeiro in Brasilien. Dort haben die Sportsoldatinnen bereits das Finale erreicht und kämpfen am Sonntag (16h MESZ) gegen Titelverteidiger Brasilien um Gold. „Stege“ sprach im Interview mit agência latina press im Mannschaftsquartier nicht nur über die Militärweltspiele und die Zukunft der Sportförderung der Bundeswehr, sondern auch über die Entwicklung des Frauenfußballs der vergangenen Jahre und das Abschneiden Deutschlands bei der WM im eigenen Land. Zudem äußert sich die Fußball-Lehrerin erstmalig nach dem Abschied ihrer Freundin Birgit Prinz aus der Nationalmannschaft über mögliche Fehler von Trainerin Silvia Neid im Umgang mit der Rekord-Nationalspielerin während der vergangenen Wochen.
Hallo Frau Stegemann und herzlich willkommen in der Cidade Maravilhosa, der wundervollen Stadt Rio de Janeiro. Waren Sie denn schon einmal hier? Und wie ist Ihr erster Eindruck?
Nein. Ich habe es mir anfangs ein bisschen anders vorgestellt, auch nicht ganz so warm, denn es ist ja eigentlich Winter hier. Es ist aber schon sehr heiß. Irgendwie habe ich es mir wirklich ein bisschen anders vorgestellt, ich bin aber jetzt auch nicht negativ überrascht. Alle sind hier sehr engagiert, sehr bemüht und sehr freundlich. Ich denke, es ist ein Riesenaufwand, so etwas zu organisieren. Das merkt man, denn es hängt manchmal, aber im Großen und Ganzen ist es gut. Es dauert immer ein bisschen, aber man muss ihnen erst mal die Möglichkeit geben da langsam reinzukommen. Am ersten Wettkampftag, da ist im Speisesaal alles problemlos abgelaufen. Davor hatten wir da Schlangen von 40 Minuten vor der Mensa. Wenn die Athleten vom Sport oder vom Tennis kommen, dann wollen sie essen und nicht noch 40 Minuten anstehen.
In fünf Jahren finden ja hier die Olympischen Spiele statt. Denken Sie, dass Rio das Zeug dazu hat?
Ich denke es ist ein ganz guter Probelauf hier, jetzt sind von den Athleten rund 4.000 dabei, bei den Olympischen Spielen sind es dann 7.000, wenn man alle Trainer und Betreuer mitrechnet. Ich habe ja die Olympischen Spiele schon mitgemacht, daher kann ich das ein bisschen beurteilen. Es ist dann noch ein kleiner Aufwand da. Das jetzt ist ein guter Probelauf und man wird daraus lernen, was man gut gemacht hat und was man nicht so gut gemacht hat- oder was man anders machen sollte. Die Eröffnungsfeier fand ich faszinierend, sie war wirklich schön. Auch das Stadion hatte was, das Ganze hatte was von Olympischen Spielen. Ich habe allerdings das Gefühl wir sind zu früh dran, die hätten noch einen Monat gebraucht. Hier [in den Athletenunterkünften – Anm. d. Red.] wurden erst noch die letzten Sachen reingetragen, den Vorwurf muss man ihnen schon machen. Aber es ist schon alles in Ordnung, es war halt am Anfang alles ein bisschen schleppend.
Sie sind ja erst vor ein paar Tagen angereist. Hatten Sie denn schon Zeit sich ein wenig die Stadt anzusehen?
Copacabana und der Zuckerhut, das waren die Pflichtprogramme die wir uns so vorgenommen haben. Das haben wir auch schon gemacht und haben dafür ein Training geopfert. Aber das war auch wichtig. Wir sind viel gereist, waren lange unterwegs und haben dann auch direkt hier vor Ort trainiert. Und dann war ja noch nicht alles fertig und es gab die langen Schlangen vor der Mensa. Man muss einfach mal etwas anderes sehen. Wenn man dann an der Copacabana war sagt man sich, dass man alles richtig gemacht hat.
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