Wenn man dann auf die zivile DFB-Nationalmannschaft schaut, sind mit Lena Goeßling, Babett Peter, Bianca Schmidt, Fatmire Bajramaj, Simone Laudehr und Ursula Holl sechs Sportsoldatinnen im Kader von Silvia Neid. Hätten Sie die nicht gerne mit dabei gehabt?
Natürlich hätte ich die gerne mit dabei gehabt, aber die WM geht natürlich vor, auch wenn sie noch im eigenen Land ist. Wenn wir die dabei hätten, würden wir mit Sicherheit um den ersten Platz spielen. Aber so ist das halt, wir nehmen dann halt mehr die Amateure mit, weil die eben die Freistellung vom Arbeitgeber Bundeswehr bekommen bzw. vonm Verein. Wir müssen ja mit dem Verein noch kämpfen, denn sie stehen dort unter Vertrag. Die Vereine haben immer Angst, dass sich die Spielerinnen verletzen und dass die Belastung zu hoch wird.
Sie haben eben ganz bescheiden gesagt, dass Sie auch schon „ein paar Länderspiele“ bestritten hätten. Es sind in Gänze 191. Zudem sind Sie zweimalige Weltmeisterin, vierfache Europameisterin und wurden Vize-Weltmeisterin bei den letzten Military World Games in Indien 2007. Das war das Jahr, wo sie auch mit dem DFB in China Weltmeisterin wurden. Der Rasen ist also eigentlich Ihr Zuhause. Wie ist das jetzt eigentlich nach 15 Jahren nun am Spielfeldrand zu stehen und Anweisungen zu geben statt selbst ins Geschehen einzugreifen? Bei Wattenscheid waren Sie ja noch Spielertrainerin.
Das mache ich hier auch noch. Also ich bin nicht mehr im Training, ich mache aber alles andere wie Laufen, Schwimmen und Radfahren, aber jetzt kein Fußballtraining mehr. In der Bundeswehrauswahl muss ich nicht hundertprozentig fit sein, da zählen auch die Erfahrung und die Routine, dass man Abläufe früher erkennt als andere. Ich glaube schon, dass ich da der Mannschaft schon noch ein bisschen helfen kann.
Sie stehen nun bei dieser Militär-Weltmeisterschaft im Finale und treffen auf Brasilien.
Brasilien ist natürlich die bessere Mannschaft. Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber wir werden es ihnen nicht leicht machen.
Ein Sieg gegen Brasilien wäre also ein großer Erfolg?
Ja, da sind wir krasse Außenseiter. Ich kenne die brasilianische Mannschaft, die haben richtig gute Spielerinnen dabei wie Maycon [heute Andréia Santos – Anm. d. Red.], die kenne ich von früher von den Länderspielen. Wir sind die Außenseiter, werden uns aber nicht einfach geschlagen geben.
Letzten Sonntag ist die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zu Ende gegangen. Konnten Sie die WM eigentlich während der Vorbereitung verfolgen und welches Spiel hat Ihnen am besten gefallen?
Ich kann Ihnen sagen, welches mir am schlechtesten gefallen hat: Deutschland gegen Japan! Ich glaube, überzeugend waren wir nur gegen Frankreich. Die anderen beiden Gruppenspiele waren wir nicht so gut, wir haben zwar gewonnen, aber das war nicht die deutsche Mannschaft in Hochform. Wir sind immer ein bisschen in die Spiele gestolpert mit einem glücklichen Ende. Gegen Frankreich haben wir dann gezeigt was wir können, zumindest ansatzweise, wir können nämlich noch mehr. Und gegen Japan haben wir dann ein bisschen Angst bekommen, Respekt gehabt vor den Spielerinnen, weil Japan technisch wirklich gut ist. Und sie haben sehr gut gespielt und wir haben einfach kein Mittel gefunden, dagegen zu halten.
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