„Zombie-Glaube“ ist für mich ein Unterbegriff von Vaudouismus, der selber sowohl Religion (offizielle Staatsreligion), Lebenshaltung, Philosophie und wohl alles ist. Zelebriert durch Houngans (Priester) und Mambos (Priesterinnen). Natürlich dem Wandel der Zeit unterworfen und von Ort zu Ort verschieden, beeinflusst aus gegen 200 afrikanischen Völkern, den Ur-Indianern und weiteren, unbekannten Geistern. Ich sehe darin den Versuch, das Unstoffliche stofflich zu fassen, be – greifbar zu machen. Noch mehr als jede andere Religion auf der Welt ist es eigentlich eine Aus- und Missgeburt der rechten Hirnhälfte, denn Erklärungen werden sonst links geboren, aber Religion, Esoterik und dergleichen sind rechtslastig. Seelenstoffe und archetypische Vorstellungen, Geister, Zombies und Geheimgesellschaften sind Teil der Menschwerdung und überall zu finden. Es ist der Versuch, das Ungestaltliche als eine Gestalt zu sehen, damit es begreifbarer wird.
Derartiges findet sich auch in Europa auf Schritt und Tritt. Im Brauchtum, in den Bau- und Möbelstilen, vor allem in den Herzen und Köpfen. Bei den Valsern etwa haben sich die Seelenfenster, die man unter dem Dachgiebel offen liess, damit nicht nur der Rauch, sondern im Sterbefall auch die Seele das Haus ungehindert verlassen und zum Himmel steigen konnte, selbst im Hausstil abgebildet. Bei den Katholiken gibt es Prozessionen, an denen in Silberschreinen Reliquien umhergetragen werden, unter Gesang, Gebet und Krimborium. Ist doch zum Verwechseln ähnlich den Geheimgesellschaften der Vaudouisants? Alles der Versuch, Unstoffliches stofflich zu machen.
Seelenwanderungen werden modern, Seelenstoffe esoterisch. Zombies seien Untote, wieder halblebendig gemachte Wesen, die ihr Unwesen treiben, als Geister in den Köpfen der Menschen schwirren und dort Wirklichkeit werden. Nach meinem Dafürhalten ist all das einfach ein anderes Sprach- und Kulturbild für das Unstoffliche, ein Metapher für das, was wir „Seele“ nennen. Der Seelenstoff verlässt seine natürliche Umgebung. Aber eigentlich ist das eine Verschachtelung von Schachteln, denn er hat dies schon längst. Etwa wie beim russischen Matrioschka-Spiel. Dies sind russische Puppen aus Holz, du kannst sie in der Mitte auseinander schrauben und findest dann darin eine kleinere, ähnliche Puppe, die du ebenfalls aufschrauben kannst; und so geht es weiter. Manchmal stecken bis zu 20 Puppen ineinander. Bei den „Seelen“ der Zombies werden sie zahllos!
All die menschlichen Versuche, Geist und Stoff begreiflich zu machen, sind unbeholfene Metapher. Von Archetypen bis zu Religionen, von Vaudou bis Christentum, von dem was sich in den Seelenkoffern versteckt bis zu dem was man meint damit. Von der Sprache die ich schreibe bis zu dem was es ist, von der Sprache der Geräusche und Musik, des Duftes und Staubes, der Stimmung und Gefühle bis zur wirklichen Realität, von der Vaudou-Zeremonie im Dorf bis zur perfekten Ausstellung in Bremen, – alles Kultur, Museum, Metapher, Ersatz, Krücken zu falschen Vorstellungen, und das alles muss sein.
Man kann die Puppen der Götter, die noch zusammengestopft in der Kiste schlummern und hoffentlich bald von Tausenden bewundert werden, mit Fug als Kunstdenkmäler oder Kultgegenstände, Kulturschätze oder Geschichtsrelikte oder auch als Matrioschkas betrachten. Jder hat das Recht zu seinen eigenen Vorstellungen, seiner eigenen Religion, Philosophie und Lebenshaltung. Denn all das ist Vaudou und sicherlich noch mehr.
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