Tango Queer wird mittlerweile nicht mehr nur in Buenos Aires oder Mendoza getanzt, sondern auch in Salta oder Jujuy – eine schöne Metapher, die Pablo de Luca, Präsident der Gay Lesbian Handelskammer, für die wachsende Akzeptanz der Vielfalt in seinem Lande benutzte. Der argentinische LGBT-Tourismus präsentiert sich selbstbewusst, nicht nur im Rahmen von Gay and Lesbian Travel als ein boomendes Segment der ITB, sondern weil die Politik seines Staates die Verpflichtung übernommen hat, Vielfalt zu integrieren und auf der Grundlage der Menschenrechte zu respektieren.
Kaum ein anderes Land in der Welt hat so deutliche Zeichen gesetzt: nachdem bereits seit 2002 die Registrierung gleichgeschlechtlicher Paare möglich war, wurde im Juli 2010 ihre Ehe landesweit erlaubt, auch für Paare, die nicht in Argentinien leben. Seitdem reisen Menschen aus allen Teilen der Welt, besonders aber aus den südamerikanischen Nachbarländern, die sich – außer Uruguay, Chile und Brasilien, die nach und nach dem Beispiel folgen – noch immer schwer tun mit der Akzeptanz. 2012 folgte ein neues bahnbrechendes Gesetz, das jedem Menschen das Recht zur Selbstbestimmung seines eigenen Geschlechts zugesteht, egal welches auf dem Geburtsschein steht.
Erst kürzlich vereinbarte das Nationalinstitut gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus (INADI) mit dem Arbeitsministerium Maßnahmen zur Bewusstseinsstärkung hinsichtlich sexueller Vielfalt am Arbeitsplatz. Mit dem Nationalinstitut für Statistik (INDEC) wurde die Erarbeitung der ersten Erhebung der transsexuellen Bevölkerung Argentiniens vereinbart und mit dem Bildungsministerium die Erstellung eines pädagogischen Leitfadens für Lehrer, um Diskriminierung zu vermeiden.
Kein Wunder, dass Argentinien zu den beliebtesten Reisezielen der Queer Community geworden ist. Das Land empfängt LGBT-Reisende freundlich und entspannt, und dies auch außerhalb der Hauptstadt. Es bietet eine gute touristische Infrastruktur und jede Menge Events für die Zielgruppe. Ohne Zweifel ist Buenos Aires mit seinem kosmopolitischen Flair das attraktivste Highlight, einzigartig queerfriendly in Südamerika, mit seiner Gay- und Lesbenszene „The Place to be!“.
Im illustren Viertel San Telmo, von Gay-Trendsettern wieder entdeckt und attraktiv für Einheimische und Touristen gemacht, ist vor einigen Jahren das erste Gay-Hotel Argentiniens eröffnet worden – ausdrücklich „heterofriendly“. Aber auch Córdoba, Mendoza, Mar del Plata, Rosario, San Miguel de Tucumán und Santa Fé bieten alles, was Gays und Lesben lieben, darunter eine Menge Events wie das VENDIMA GAY para Todos in Mendoza, die Queer-Variante des jährlichen Festes zum Ende der Weinlese. Die gibt es bereits seit 1996, lange skeptisch von den Winzern verfolgt, mittlerweile eine der Hauptattraktionen der Veranstaltung und das zweitgrößte Szene-Event mit etwa 7000 Besuchern, darunter zunehmend heterosexuelle – daher auch der Slogan „Vendima para todos“ – Vendima für alle! In Bariloche wurde 2012 das erste „Gay-Snow-Festival“ gefeiert , und seit 2007 geben sich beim FESTIVAL DE TANGO QUEER – natürlich in der Hauptstadt – Tänzer von Weltruf die Ehre.
Das ganz große Queer-Ereignis des Kontinents ist jedoch nach wie vor die „MARCHA DEL ORGULLO“ (der Marsch des Stolzes) in Buenos Aires, nun schon 20 Jahre lang, von der Plaza de Mayo bis zum Parlament. Für Queer Traveler aus Deutschland mag Argentinien geografisch am Ende der Welt’ liegen, ihnen aber sehr nahe gehen…
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