Vor einem Jahr (25. Oktober 2014) hat sich Dilma Rousseff in einer Stichwahl mit rund 51,6 Prozent der gültigen Stimmen und einem Vorsprung von rund 3,5 Millionen Stimmen gegen Aécio Neves (PSDB) durchgesetzt (105 Millionen gültige Wählerstimmen). Es waren die am heftigsten umkämpften Wahlen mit dem knappsten Ausgang seit Jahrzehnten, die Wiederwahl von Präsidentin Dilma Rousseff von der linken Arbeiterpartei (PT) war alles andere als glanzvoll. Ein Jahr nach ihrer Wiederwahl durchlebt das größte Land Lateinamerikas ein Gefühl der verlorenen Zeit, mehr als zwei Drittel der Brasilianer fordert den Rücktritt der 67-Jährigen.
Nach einem Jahr ist sichtbar, dass die Überwindung der tiefen politisch-sozialen sowie regionalen Gräben, die das Land von kontinentalen Ausmaßen sowie seine gut 202 Millionen Einwohner trennen, zur unlösbaren Herkulesaufgabe für Rousseff geworden ist. Parlamentspräsident Eduardo Cunha von der Partei der Demokratische Bewegung Brasiliens, einst der wichtigste Koalitionspartner, opponiert offen gegen Roussef. Er setzt Gesetzesvorhaben gegen ihren Willen durch, Vorstöße der Regierungspartei werden blockiert. Brasilien bräuchte dringend einen Schub bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und beim Ausbau der Infrastruktur. Das Land ist mittlerweile nahezu unregierbar geworden, die Regierung zu einem bürokratischen Monstrum voller Intrigen und schamloser Klientelpolitik verkommen.
Nach zwölf Monaten ist ein Teufelskreis entstanden und die Regierung scheint nicht in der Lage, diesen zu brechen. Daten belegen das Ausmaß der wirtschaftlichen Verschlechterung. Als Rousseff im Oktober letzten Jahres wiedergewählt wurde, lag der Wechselkurs zum US-Dollar bei 2,46 Reais (aktuell bei 3,8802). Die jährliche Inflationsrate betrug 6,75% gegenüber 9,77% heute. Die Bruttoverschuldung des öffentlichen Sektors zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag bei 61,7%, gegenüber 65,3% im letzten Monat. Im Vergleich zum 2. Quartal des Vorjahres sank die Wirtschaftsleistung um 1,9%.
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